Die Chaos-Queen Bridget Jones ist zurück

London (dpa) - Mark Darcy ist tot. Ein Skandal! So jedenfalls sahen das unzählige Anhänger, als sie aus einem Vorabdruck der „Sunday Times“ vom Schicksal des männlichen Helden aus den Büchern über Chaos-Queen Bridget Jones erfuhren.

Eine kleine Schockwelle breitete sich via Twitter aus: „Meine Welt ist zusammengebrochen“, „Ich weigere mich, das zu glauben“, „Traumatisch“, lauteten beispielhaft Tweets. An diesem Donnerstag (10.10.) erscheint das neue Buch von Helen Fielding „Bridget Jones - Verrückt nach ihm“ (Originaltitel: „Bridget Jones - Mad about The Boy“) in Großbritannien. Am 17. März 2014 soll es auf Deutsch erscheinen.

Schon als bekanntgeworden war, dass die britische Autorin fast 20 Jahre nach dem ersten Auftauchen von Bridget Jones unerwartet ein drittes Buch nachlegen würde, zeigte sich, wie viele Fans ihre berühmte Figur bis heute hat, welchen Kult es um sie gibt. Dass sie sie in der Fortsetzung als 51 Jahre alte Witwe („35 falls jemand fragt“) und alleinerziehende Mutter zweier Kinder zurückbringt, war dann für Kommentare selbst in renommierten Zeitungen gut und beschäftigte die Netzgemeinde.

Kein Wunder, dass sich mancher wundert. „Die Leute regen sich auf, weil ein nicht existierender Ehemann eines fiktionalen Charakters getötet wurde. Habt Ihr nichts besseres zu tun?“, so ein Twitter-Kommentar. Doch für viele ihrer Anhänger war und ist Bridget so viel mehr als eine Figur aus zwei Büchern, die in 40 Ländern erschienen sind und millionenfach verkauft wurden. Ihr Leben und Lieben als Mittdreißigerin und Single in der Großstadt London machte sie zur Identifikationsfigur für eine neue Generation von Frauen.

„Wir waren die ersten, die versuchten, unsere Jugend bis über 30 auszudehnen“, meinte etwa Kritikerin Cristina Odone vom „Daily Telegraph“, im selben Alter wie Bridget. „Unverheiratet, kinderlos und mit einem guten Gehalt ausgestattet, feierten wir wie Studentinnen, aber sahen uns beim Aufwachen den Ängsten von Menschen mittleren Alters gegenüber.“ Niemand habe das so gut ausdrücken können wie Fielding: „Bridgets Tagebuch zeigte, wie unsere Besessenheit mit Beziehungen, Status und dem Altern auch die Unbekümmertsten unter uns irgendwann niederschmetterte.“

Jan Moir von der „Daily Mail“ attestierte Bridget sogar seelische Hilfestellung: „Ihre einzigartige, witzige Stimme war ein Trost für die Einsamen und die, die sich nach Liebe sehnten.“

Noch bekannter wurde Bridget durch die Verfilmungen mit Renée Zellweger in der Hauptrolle, Hugh Grant als Anti-Ehemann-Figur Daniel Cleaver und Colin Firth als Traumpartner Mark Darcy. Die Textversion von Bridget ist bei allem Humor und aller Übertreibung jedoch stellenweise deutlich dunkler, als die Filme vermuten lassen. Auch die Verweise auf die Werke von Jane Austen kommen schriftlich stärker herüber. Unklar ist bisher, ob auch das dritte Buch verfilmt wird und die sonst mit Hollywood-Maßen bekannte Zellweger sich erneut auf Bridget-Stärke heranfuttern wird.

Die große Frage lautet aber erst einmal: Hat Fielding es geschafft, Bridget ins Jahr 2013 zu holen? Im neuen Buch ist Bridget seit fünf Jahren Witwe und vergnügt sich mit einem Toyboy, der mehr als 20 Jahre jünger ist als sie. Statt einst wie gebannt auf Telefon und Anrufbeantworter zu starren, schlägt sie sich heute durch das Netz moderner Kommunikationsmethoden, twittert oder schmachtet SMS entgegen. Macho Daniel ist immer noch in ihrem Leben, allerdings als Patenonkel ihrer Kinder und regelmäßiger Babysitter. Der Kampf mit dem Alkohol ist weiter im Gang.

Auch ihre Traumfigur ist weiter weit weg, wie einer ihrer Tagebuch-Einträge verrät: „78 kg; verputzte Protein-Schokoriegel: 28; verputzte Protein-Schokopuddings: 37; durch Protein-Schokoriegel bzw. -puddings ersetzte Mahlzeiten: 0; abgenommene Pfund: 0; zugelegte Pfund: 4,5.“ Erste Kritiken nach dem Vorabdruck waren der Meinung: Bridget hat sich nicht weiterentwickelt. Vielleicht wird sie aber das genau wieder sympathisch machen, denn Bridget ist eben herrlich unperfekt.