Diogenes-Gründer Daniel Keel ist tot
Zürich (dpa) - Der Gründer des Diogenes-Verlages, Daniel Keel, ist gestorben. Das teilte der Verlag mit. Keel starb am Dienstagmorgen im Alter von 80 Jahren in Zürich. Er verlegte berühmte Autoren wie Friedrich Dürrenmatt, Loriot, Patrick Süskind, Donna Leon oder Bernhard Schlink und Klassiker wie Shakespeare, Goethe und Molière.
Dabei machte er nie ein Geheimnis daraus, dass sein persönlicher Geschmack für ihn maßgeblich war. „Ich teile alle Werke in zwei Sorten ein: solche, die mir gefallen, und solche, die mir nicht gefallen. Ein anderes Kriterium habe ich nicht“, schrieb er in der Verlags-Chronik. Dieses Kriterium erfüllten offenbar Autoren von Jane Austen über Agatha Christie bis hin zu Ian McEwan - denn auch ihre Werke gehören zum Diogenes-Sortiment.
Anfang der 1950er Jahre hatte Keel den Diogenes-Verlag gegründet, den er zunächst als Einmann-Betrieb führte. 1954 nahm er seinen Jugendfreund Rudolf C. Bettschart als Partner dazu. Beide führten das Verlagshaus bis zuletzt gemeinsam. Erst im Juni dieses Jahres zeichnete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Verleger „für ihr großes Engagement“ mit der Friedrich Perthes-Medaille aus.
Keel wurde am 10. Oktober 1930 in der Schweiz geboren. Mit 15 Jahren brach er das Gymnasium ab, absolvierte eine Buchhändlerlehre in Zürich und legte damit den Grundstein für seine langjährige Verleger-Karriere - obwohl er sich zunächst als Künstler, Schauspieler und auch als Schriftsteller versuchte. „Ich mußte feststellen, daß mein Talent nicht reichte“, schrieb er selbst in der Verlagschronik. „Ich wurde Vermittler von solchen, die es besser können, also Hebamme, Butler, Banker in einem.“
Zu denen, „die es besser können“, gehörte auch Friedrich Dürrenmatt, der nach Verlagsgründung all seine Werke bei Diogenes veröffentlichte und nach Verlagsangaben über Keel sagte: „Daniel Keel ist einer der wenigen Verleger, die ich kenne, der eigentlich alles liest, was er veröffentlicht. Er kann sich ebenso gut für Balzac und für Flaubert begeistern wie für moderne Schriftsteller.“
Als Ausnahme-Verleger sah ihn auch Donna Leon: „Es gibt viele gute Bücher, aber sehr wenige gute Verleger. Es ist mein größtes Glück, dass ich von dem besten von ihnen ausgewählt wurde. Die Bücher mögen von mir sein, aber der Erfolg gebührt Daniel Keel“, sagte sie einmal. Und Heinrich Maria Ledig-Rowohlt soll gesagt haben: „Daniel Keel ist der einzige, der noch Verleger ist.“ Aller neuen Technik zum Trotz hatte Keel an der Zukunft des Buches keinen Zweifel: „Das Buch, das man anfassen, in die Tasche stecken, das man in den Wald oder an den Strand mitnehmen kann, wird alle elektronischen Apparate überleben. Das Buch, das eine gute Geschichte gut erzählt, ist unsterblich.“
Keel starb am Dienstagmorgen in seinem Haus in Zürich. Er hinterlässt zwei erwachsene Söhne. Seine Ehefrau Anna war im vergangenen Jahr gestorben.