Fantasy: Christopher Paolini - Mit 25 schon drei Bestseller
Der Autor Christopher Paolini trifft mit der Reihe „Eragon“ den Nerv der Zeit. Seine Drachenreiter-Saga ist ein großer Erfolg.
Köln. "Aí Varden abr du Shur´tugals gata vanta"("Ein Wächter der Drachenreiter begehrt Einlass"). Wer diese Aufforderung nicht versteht, ist nicht auf der Höhe der Zeit. Hat weder "Das Vermächtnis der Drachenreiter" gelesen noch "Der Auftrag des Ältesten" oder "Die Weisheit des Feuers". Und weiß vermutlich auch nicht, wer Christopher Paolini ist. Paolini wird am kommenden Montag 25 Jahre alt, er ist Autor, und, nach Joanne K. Rowling, der zweite Beweis dafür, dass Märchen Märchen wahr machen können.
Während Rowling einem Zauberschüler namens Harry Potter die Verwandlung von der alleinerziehenden Sozialhilfeempfängerin in die reichste Frau Großbritanniens verdankt, war es bei Paolini ein gewisser Eragon, der aus ihm, einem introvertierten 15-Jährigen, laut Focus "so etwas wie einen Rockstar unter den jungen Schriftstellern" machte.
Beide, Rowling und Paolini, ersannen märchenhafte Welten. Sie die Schule Hogwarts mit ihrem magischen Umfeld, er den mystischen Kontinent Alagaësia, in dem es Menschen, Drachen und Zwerge gibt. Dort entdeckt der junge Eragon einen rätselhaften Stein, der sich später als Ei entpuppt. Aus dem Ei schlüpft ein Drache: Als Mensch und Drache einander berühren, sind sie untrennbar miteinander verbunden.
Wie Eragon zum Drachenreiter wird, erzählt Paolini im ersten Band "Das Vermächtnis der Drachenreiter". In der deutschen Übersetzung liegt auch Band 2 ("Der Auftrag des Ältesten") vor, Band 3 ("Die Weisheit des Feuers") ist am 25. Oktober erschienen und führt die Spiegel-Bestsellerliste Belletristik an.
Freilich, mit "nur" weltweit 15, 5 Millionen verkauften Exemplaren der ersten beiden "Eragon"-Bände kann Paolini Rowling (Gesamtauflage "Harry Potter" weltweit: 325 Millionen) nicht das Wasser reichen. Aber "Eragon" hat Potenzial. Die Reihe trifft den Nerv der Zeit.
Von Paolini im Alter von 15 Jahren bereits komplett konzipiert, bedient die Saga um den jungen Drachenreiter das Fantasy-Genre perfekt. Dass er selbst begeisterter Leser von J.R.R. Tolkien oder den nordischen Heldensagen war, bestreitet Paolini nicht.
"Natürlich habe ich mich von allen Büchern, die ich während meiner Kindheit und Jugend gelesen habe, inspirieren lassen. Der Junge ohne Eltern, das magische Schwert, der Drache als bester Freund - mit diesen Motiven wollte ich spielen", zitiert ihn Focus.
Science Fiction- und Fantasy-Freunde entdecken jede Menge Liebgewonnenes. Eragon klingt wohlvertraut wie Aragorn. Die Lehrzeit des jungen Drachenreiters erinnert an die Ausbildung eines Luke Skywalker. Das magische Schwert an König Artus.
Die Bindung von Drache und Mensch an Filme wie "Dragonheart" (1996). Es sind solche Versatzstücke, die Nähe schaffen. Ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen. Aber gleichzeitig in eine andere Welt, viel faszinierender als die unsere. Je dicker so ein Buch, desto besser. Man kann länger eintauchen.
Alle drei "Eragon"-Bände sind ziemlich dick. Der letzte hat gut 860 Seiten. Er war als Abschluss einer Trilogie geplant. Zwar weiß der Held nun, wer sein (echter) Vater ist und auch ein neues Schwert ist ihm beschieden, aber ansonsten wechseln sich viele Kampfszenen mit langen Gesprächen ab.
Wie aber allen Charakteren und Herausforderungen der Handlung dennoch gerecht werden? "Mir dämmerte, dass es nur eine Lösung geben konnte", sagt Christopher Paolini im Grußwort an seine Fans, "Warum nicht einfach ein viertes Buch hinzufügen?" Oder, um es, in der alten Sprache der "Eragon"-Bände zu sagen: "Du Grind huildr!" - "Haltet die Tore offen!"