Frankfurter Buchmesse: Buch trifft Computerspiel
Die Buchmesse sieht sich als globale Börse für Inhalte aller Art. Das Lesepublikum soll aber trotzdem nicht zu kurz kommen.
Frankfurt. Im Jahr 1972 erhielt der dänische Literaturagent Ib Lauridsen auf der Frankfurter Buchmesse keinen eigenen Stand. Der war Verlegern vorbehalten. Da veröffentlichte der gewiefte Mann aus Kopenhagen kurzerhand ein Buch mit dem witzigen Titel „Wie man einen Stand bei der Frankfurter Buchmesse erhält“, schon war er zugelassen. Eine nette Anekdote aus längst vergangenen Zeiten. Heute tummeln sich auch Filmproduzenten, Regisseure wie Roland Emmerich oder Hersteller von Computerspielen auf der Messe. Und die Organisatoren sind froh darüber.
Die weltgrößte Bücherschau wandelt sich immer mehr zum Börsenplatz für Inhalte aller Art. Das Buch ist nur noch einer der Bausteine in der Verwertungskette. „Wir müssen die Vernetzung vorantreiben“, sagt Buchmessen-Chef Juergen Boos. Die alte Kette im Buchgeschäft — vom Autor über Verleger und Händler zum Leser — ist passé.
Als global wichtigster Treff will die Buchmesse den unaufhaltsamen digitalen Wandel vorantreiben. Mit 7500 Ausstellern aus 110 Ländern hat die Leistungsschau nach eigenen Angaben in etwa wieder so viel Fläche vermietet wie im Vorjahr — dabei dominieren in den Hallen aber weiterhin die Bücherregale.
Immer wichtiger wird der Messe zufolge das Konferenzgeschäft. Schon Tage vor der Eröffnung treffen sich Fachleute aus der ganzen Welt, um über digitale Neuheiten zu diskutieren. Allein 1100 Fachveranstaltungen stehen dieses Jahr bei der Buchmesse an.
Dieses stolze Angebot birgt aber auch die Gefahr einer wachsenden Unübersichtlichkeit. Seit jeher muss die Frankfurter Buchmesse den Spagat zwischen Fach- und Publikumsmesse hinbekommen. So kommen noch 2200 Veranstaltungen für die breite Leserschaft hinzu — auf der Messe und um die Messe. Dazu gehören vor allem Auftritte der mehr als 1000 Autoren auf den unterschiedlichen Lesebühnen.
An prominenten Namen mangelt es nicht: Aus dem Ausland kommen Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa, Umberto Eco oder der dänische Krimi-Bestsellerautor Jussi Adler-Olsen. Aus dem Inland haben sich neben Altmeistern wie Martin Walser auch Charlotte Roche oder Ferdinand von Schirach angesagt.
Buchmessen-Ehrengast Island bringt 38 Autoren und 203 Neuerscheinungen aus oder über Island mit. Zum Abschluss der Messe, die erneut mit knapp 300 000 Besuchern rechnet, wird in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den algerischen Autor Boualem Sansal verliehen.