Literatursendung: Herles auf dem blauen Sofa
Am Freitag startet das ZDF mit einer neuen Literatursendung.
Berlin. Am Freitagabend startet das ZDF mit einer neuen Literatursendung. Moderator Wolfgang Herles (61) will in „Das blaue Sofa“ allerdings nicht mit bekannten Gesichtern Quote machen.
„Keine Schauspieler: Dabei bleibe ich. Es sei denn, sie schreiben tolle Bücher“, sagt Herles. In diese Kategorie fällt für ihn Josef Bierbichler, der am Freitag um 23 Uhr bei der Premiere zu Gast ist.
Neben Bierbichlers Familiengeschichte „Mittelreich“ präsentiert Herles „Eistau“ von Ilija Trojanow, „Herkunft“ von Filmregisseur Oskar Roehler, Judith Schalanskys „Der Hals der Giraffe“, Ferdinand von Schirachs „Der Fall Collini“ und „Fast schon kriminell“ von Ursula März. Das „blaue Sofa“ soll sechsmal im Jahr am Freitagabend laufen. Dann fällt das Kulturmagazin „Aspekte“ aus.
Grundsätzlich will Herles Titel auswählen, die keinen „lauwarmen“ Eindruck hinterlassen, sondern ihn packen. „Ich muss die Bücher nehmen, die mir mehr als gefallen“, sagt er. Und: „Ein oder zwei Verrisse pro Sendung dürfen auch sein.“ Der langjährige „Aspekte“-Chef ist selbst Schriftsteller und weiß, wie sich Kritik anfühlt. „Man muss relativ dickfellig sein als Autor.“
Die 30-minütige Literatursendung wird nicht im Studio aufgezeichnet, sondern Herles geht mit dem Sofa auf Reisen. So traf er Trojanow auf einem Gletscher in Tirol. Roman-Debütant Bierbichler bekam am Starnberger See Besuch von Herles. Neben zwei Gesprächen gibt es zum Auftakt vier Kritiken. Die Sendung sei anders als das ARD-Pendant mit Denis Scheck („Druckfrisch“), so Herles. „Es wird etwas Unverwechselbares werden.“
Das ZDF hat wechselhafte Erfahrungen mit Bücherformaten. „Das Literarische Quartett“ mit Marcel Reich-Ranicki und „Lesen!“ mit Elke Heidenreich waren meinungsfreudig und einflussreich. „Die Vorleser“ mit Amelie Fried und Ijoma Mangold hatten es schwer und wurden im Dezember 2010 eingestellt.
Ein Erfolg wäre es, wenn Herles mit „Büchern, die man lesen muss“, bei der Zuschauerquote „die Million kratzen“ würde — so sieht es ZDF-Kulturchef Peter Arens. Bei Literatur gelten demnach auch andere Maßstäbe, wie eine Sendung ankommt, etwa die Wahrnehmung im Feuilleton oder der Verkauf im Buchhandel.
Herles sagt, er sei zufrieden, im ZDF-Hauptprogramm zu laufen. Der Titel der Sendung stammt indes vom „blauen Sofa“, das bei den Buchmessen Autorentreffpunkt ist. Die Sendung hat aber mit der Aktion nichts zu tun.