Buchmesse Gastland Rumänien will „vorurteilsfreien Blick“
Leipzig (dpa) - Rumänien stellt sich als diesjähriges Gastland der Leipziger Buchmesse mit einer reichen und vielfältigen Kultur vor. Bei der Eröffnung des rumänischen Messeauftritts standen am Donnerstag große Autoren wie Varujan Vosganian („Buch des Flüsterns“), Norman Manea („Der schwarze Briefumschlag“) und Mircea Dinescu („Exil im Pfefferkorn“) für die Bandbreite der rumänischen Literaturszene.
„Rumänien ist ein wunderbares Land mit einer wunderbaren Literatur, das aber erst noch entdeckt werden muss“, sagte Buchmesse-Direktor Oliver Zille. Für den Gastauftritt unter dem Motto „Zoom in Romania“ wurden in einem Sonderprogramm 40 Bücher neu ins Deutsche übersetzt. Sonst sind es jährlich nur etwa drei bis vier.
Bei rund 70 Veranstaltungen stellen bis zum Sonntag zahlreiche Autoren in Leipzig ihre Werke vor. Für Donnerstagabend stand ein gemeinsamer Auftritt der Sängerin und Liedermacherin Ada Milea mit der ebenfalls aus Rumänien stammenden Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller auf dem Programm.
Der rumänische Außenminister Teodor Meleșcanu lud zu einem „vorteilsfreien Blick“ auf Rumänien ein. „Unsere Verpflichtung gegenüber dem europäischen Projekt ist stärker denn je“, sagte er am Mittwochabend beim Festakt zur Eröffnung der Messe. Der Auftritt in Leipzig könne dazu beitragen, der bevorstehenden Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Bukarest zum Erfolg zu verhelfen.
Die Leipziger Bürgermeisterin Skadi Jennicke nannte die rumänische Literatur „wild und schroff“. Die historischen Bruchstellen und Verwerfungen, aber auch die Verletzungen der Zeitgeschichte seien in sie eingeflossen.
Die politischen Verhältnisse in dem südosteuropäischen Land sind fast 30 Jahre nach dem Ende der Ceaușescu-Diktatur immer noch schwierig und instabil. Rund vier Millionen Menschen, darunter auch viele Kulturschaffende, haben das Land verlassen. Schriftsteller können kaum von ihrer Arbeit leben.
Norman Manea (81), der noch unter Ceaușescu aus seiner Heimat über Deutschland nach New York floh, dankte Deutschland für die Gastfreundschaft im Exil: „Das Land hat mich immer sehr gut empfangen, damals und auch heute“, sagte er. „Das werde ich nicht vergessen.“