Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar wiedereröffnet
Weimar (dpa) - Deutschlands ältestes Literaturarchiv in Weimar ist mit Millionenaufwand saniert worden. Nach etwa zweijähriger Bauzeit wurde das Goethe- und Schiller-Archiv am Donnerstag wiedereröffnet.
9,2 Millionen Euro investierten Bund, Land und EU, um die Schatzkammer der Klassik Stiftung Weimar zu sichern, zu modernisieren und zu erweitern. Weitere 1,3 Millionen Euro flossen in die Ausstattung. Bei dem Projekt seien höchste Sicherheitsstandards umgesetzt worden, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Damit seien Lehren aus dem verheerenden Brand in der Anna Amalia Bibliothek 2004 gezogen worden, die wie andere Klassik-Stätten in Weimar zum Unesco-Weltkulturerbe zählt.
Das fast 120 Jahre alte Archiv besitzt mehr als 130 Nachlässe mit originalen Handschriften von Goethe und Schiller sowie Nachlässe von Wieland, Herder, Büchner, Nietzsche und Liszt. Mit seinen rund fünf Millionen Blatt bietet es einen reichen Fundus der Literatur-, Musik- und Kulturgeschichte. „Wir wollen das 18. und 19. Jahrhundert für das 21. Jahrhundert sichtbar machen“, sagte Stiftungspräsident Hellmut Seemann.
Neumann bezeichnete die Sanierung des Archivs als wichtigen Schritt bei der Umsetzung des Konzepts „Kosmos Weimar“, für das der Bund 45 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. Die gleiche Summe steuert das kleine Land Thüringen bei. Als nächste Schritte nannten Neumann und Thüringens Kulturminister Christoph Matschie (SPD) den Neubau eines Bauhaus-Museums und den Ausbau des Stadtschlosses zur „Neuen Mitte“ des klassischen Weimar. „Weimar ist eine der größten Kulturbaustellen“, sagte Matschie. Die Klassik Stiftung ist die zweitgrößte deutsche Kulturstiftung.
Die Kostbarkeiten des Goethe- und Schiller-Archivs werden nun unter anderem in einem neuen Tiefendepot für die Nachwelt aufbewahrt. Neu sind eigene Restaurierungswerkstätten unter anderem für Papier, moderne Lesesäle, in denen Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten können. „Als Ort der Originale“ sei das Archiv nun bestens gerüstet, um seine Aufgabe als Forschungsstätte wahrzunehmen, sagte Direktor Bernhard Fischer. Es gehe aber nicht nur darum, die Bestände von Weltgeltung wissenschaftlich zu erschließen, sondern auch einem möglichst großen Publikum näherzubringen.
Zur Wiedereröffnung präsentiert das Archiv bis zum 28. September in historischen Vitrinen herausragende Einzelstücke, darunter eigenhändige Manuskriptblätter von Goethe, Schiller, Herder und Wieland sowie Briefe von Mozart und Beethoven. Zu sehen sind unter anderem Goethes Korrekturblätter zum „Faust II“ oder die Niederschrift eines Klavierstücks von Felix Mendelssohn Bartholdy, das sich in der Notensammlung der Goethe-Familie erhalten hatte.