„Großer Humanist“ - Trauer um Umberto Eco
Rom (dpa) - Die literarische Welt trauert um Umberto Eco, Autor des Weltbestsellers „Der Name der Rose“. Der Italiener galt als einer der großen Köpfe der Weltliteratur, machte sich aber auch als Philosoph und Sprachwissenschaftler einen Namen.
Eco starb am Freitagabend im Alter von 84 Jahren in seinem Haus in Mailand, wie die Zeitung „La Repubblica“ unter Berufung auf die Familie berichtete. Sein enger Freund Gianni Coscia sagte der Zeitung „La Stampa“, Eco sei seit zwei Jahren an Krebs erkrankt gewesen.
Von Ecos Roman „Der Name der Rose“ (Original: „Il nome della rosa“) verkauften sich rund 50 Millionen Exemplare. Das Buch handelt von einer grausigen Mordserie in einem mittelalterlichen Kloster in Italien. Im Jahr 1986 kam eine Verfilmung mit Sean Connery ins Kino und wurde ein Riesenerfolg.
Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi würdigte Eco als außergewöhnliches Beispiel eines europäischen Intellektuellen. Sein Tod sei ein „enormer Verlust“. Präsident Sergio Mattarella sagte, Eco sei „Protagonist“ vieler intellektueller Debatten gewesen. Kulturminister Dario Franceschini nannte ihn bei Twitter „ein Genie, das die italienische Kultur in die ganze Welt gebracht hat“. Frankreichs Präsident François Hollande twitterte, Eco sei ein „großer Humanist“ und „großer Freund Frankreichs“ gewesen.
Ecos deutscher Verlag Hanser reagierte mit „tiefer Trauer“: „Wir haben sein Werk, er aber fehlt uns“, sagte Jo Lendle im Namen des Hauses. „Wer seine Werke liest, findet nicht nur anregendste Literatur, sondern lernt fragen, zweifeln, denken.“ Die Veröffentlichung von Ecos erstem Roman „Der Name der Rose“ habe den Verlag vor fast 35 Jahren zu dem gemacht, was er heute sei.
Nach seinem 1980 veröffentlichten Roman „Der Name der Rose“ (auf Deutsch 1982) gelangen Eco weitere internationale Erfolge: etwa mit den Veröffentlichungen „Das Foucaultsche Pendel“, „Die Insel des vorigen Tages“ und „Baudolino“. Im Jahr 2011 erschien die deutsche Ausgabe seines Romans „Der Friedhof in Prag“.
Der Schriftsteller, Kolumnist und Wissenschaftler wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. In Mainz bekam Eco 2014 den Gutenberg-Preis. Das Kuratorium würdigte seine „brillanten kulturtheoretischen Überlegungen“ und bezeichnete ihn als „begnadeten Erzähler“, der Millionen Leser in Buchkultur und -geschichte eingeführt habe.
Auch das Bundesverdienstkreuz und den renommierten italienischen Strega-Preis erhielt Eco in den vergangenen Jahren. Was ihm versagt blieb, war der Literaturnobelpreis.
Eco schrieb ebenso spannende wie verschlungene Romane, voller Geistesblitze und kulturhistorischer Dichte. Eco wollte das Leben in seiner ganzen prallen und widersprüchlichen Unauslotbarkeit darstellen, nicht nur unterhalten, sondern auch provozieren.
Geboren 1932 wuchs Eco als Sohn eines Buchhalters in der piemontesischen Kleinstadt Alessandria auf. Er studierte in Turin Philosophie und Literaturgeschichte, schlug danach eine Karriere als Wissenschaftler ein. Eco arbeitete zunächst für Medien und Verlage, bevor er in den 70er Jahren Professor für Semiotik wurde (Zeichentheorie).
Nach zahlreichen Gastprofessuren in aller Welt und Dutzenden Ehrendoktortiteln stellte er vor etwa acht Jahren seine Lehrtätigkeit ein. Gemeinsam mit seiner deutschen Frau, mit der er mehr als ein halbes Jahrhundert verheiratet war und zwei Kinder hat, lebte Eco in seinem Heimatland Italien. Seine Privatbibliothek umfasste nach eigenen Schätzungen Zehntausende Bücher. Am Dienstag (23. Februar) soll es laut italienischer Nachrichtenagentur Ansa um 15 Uhr eine nicht-religiöse Trauerfeier im Mailänder Schloss Castello Sforzesco geben.