Günter Grass wehrt sich

Der Literaturnobelpreisträger warnt vor einem Dritten Weltkrieg. Doch die Kritik reißt nicht ab.

Berlin. Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat sein international heftig kritisiertes Israel-Gedicht verteidigt und seinen Kritikern Hass gegen ihn vorgeworfen. Zudem verurteilte er eine „gleichgeschaltete Presse“. Er habe dazu aufrufen wollen, dass sowohl Israel als auch der Iran ihre Atomanlagen internationaler Kontrolle unterwerfen sollten, sagte der 84-Jährige. Sollte Israel Irans Atomanlagen angreifen, könnte das zum Dritten Weltkrieg führen.

Grass hatte in dem Gedicht „Was gesagt werden muss“ Israel vorgeworfen, als Atommacht den Weltfrieden zu gefährden. Sich selbst bezichtigte er, zu lange dazu geschwiegen zu haben.

Die scharfe Kritik an dem Autor hielt unvermindert an. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von einer schändlichen Gleichstellung Israels mit dem Iran. Internationale Medien erinnerten daran, dass Grass einst Mitglied der Waffen-SS war.

Er werde „auf keinen Fall“ widerrufen, betonte Grass und fügte hinzu: „Eine derart massive Verurteilung bis hin zum Vorwurf des Antisemitismus ist von einer verletzenden Gehässigkeit ohnegleichen.“ Es handle sich um eine Fortsetzung jener persönlichen Anfeindungen, die er bereits 2006 nach dem Erscheinen seines autobiografischen Buches „Beim Häuten der Zwiebel“ erfahren habe.

Der Schriftsteller verwies auf die explosive Lage im Nahen Osten, die sich bei einem Präventivschlag Israels zu einem Flächenbrand ausweiten könne. Als Fehler bezeichnete es der Autor, dass in seinem Gedicht von Israel und nicht konkret von Israels Regierung die Rede sei. Er hege große Sympathien für das Land und wünsche, dass es auch in Zukunft Bestand habe.

Im Iran gab es keine offiziellen Äußerungen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna lobte Grass wegen „eines Tabubruchs in einem Land, wo die Politik und Taten des zionistischen Regimes ohne Wenn und Aber unterstützt werden“. Red/dpa