Rechtspopulismus Historiker Kershaw: Sieg Le Pens wäre Ende der EU

Köln (dpa) - Ein Sieg der rechtsextremen Kandidatin Marine Le Pen bei der französischen Präsidentschaftswahl wäre nach Einschätzung des britischen Historikers Ian Kershaw das Ende der EU. „Wenn Marine Le Pen gewinnt, ist es mit der Europäischen Union aus.“

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Dies wäre eine „Katastrophe“, sagte der international bekannte Historiker und Buchautor („Hitler“) am Mittwochabend bei der Lit.Cologne in Köln.

Dass Le Pen und ihre Partei Front National die Wahl gewinnt, sei nicht wahrscheinlich, aber auch keineswegs ausgeschlossen, sagte er. Mit dem Brexit-Votum der britischen Wähler und einem Sieg Donald Trumps in den USA hätten auch die wenigsten gerechnet.

Obwohl die Zunahme von Rechtspopulismus und Ausländerfeindlichkeit sehr beunruhigend sei, sei diese Entwicklung doch „weit entfernt von der Gefahr der extrem rechten Bewegungen Anfang der 30er Jahre“, sagte Kershaw. „Nirgends in Europa sieht man die Straßen voller paramilitärischer Verbände. Es ist schlimm genug, aber es ist anders als damals.“ Die Gefahr gehe heute weniger von antidemokratischen Massen aus, als von den Eliten. Als Beispiel dafür nannte Kershaw den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

Den amerikanischen Präsidenten Donald Trump bezeichnete Kershaw als „unsäglich“. Wenn Trump das erste Mal den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffe, stehe dabei nicht nur die Geschichte Europas, sondern der Welt auf dem Spiel.

Parallelen sieht Kershaw zwischen dem Börsenkrach von 1929 und der Finanzkrise von 2008. Er glaube zum Beispiel, dass es den Brexit ohne die Finanzkrise nicht gegeben hätte. Sie habe das Vertrauen zur internationalen Wirtschaftsordnung tief erschüttert.