House of night: Vampire - Frauen mit Biss
Jugendbuch: erscheint der zweite Band der US-Erfolgsreihe „House of Night“.
Frankfurt/Main. Das Rezept ist simpel: Man nehme den Internats-Zauber aus Harry Potter, mische die Grusel-Romantik aus der Vampirreihe "Twilight" unter und würze das Ganze mit dem pausenlosen Teenager-Geplapper und der durchaus handfesten Erotik aus den guten alten Bravo-Herzklopfen-Romanen. Fertig ist die Reihe "House of Night" des Mutter-Tochter-Duos P.C. und Kristin Cast, die in den USA bereits eine Auflage von sieben Millionen erreicht hat.
Der erste Band "Gezeichnet" hat es im Januar auch auf Platz 1 der deutschen Bestseller-Liste gebracht und weilt seit elf Wochen in den Top 20. Heute erscheint "Betrogen" - das zweite von geplanten zwölf Büchern. Es scheint, als hätte damit jetzt auch der S.Fischer-Verlag einen Goldesel im Jugend-Programm, den sich sonst stets der Carlsen-Verlag (Twilight, Potter) sichern konnte.
Die Heldin der Serie heißt Zoey, ist 16 Jahre alt und besucht eine ganz normale Highschool, bis sie von einem Vampir-Späher gezeichnet wird. Plötzlich trägt sie eine saphirblaue Mondsichel auf der Stirn und muss ins Vampirinternat "House of Night" umziehen, um die vierjährige "Wandlung" zum Vampir überleben zu können.
Schnell wird klar, dass Zoey von der Vampirgöttin Nyx erwählt ist und über unvergleichliche Vampirkräfte verfügt, die sie aber für gute Zwecke einzusetzen weiß. Denn Vampire und Menschen leben in dieser Fantasiewelt friedlich nebeneinander her - jedenfalls in der Regel.
Während "Gezeichnet" in seiner Handlung dünn und in der Schilderung der Charaktere stereotyp daherkommt, schnellt die Spannungskurve in "Betrogen" nach oben. Zoey verliert ihren Gutmenschen-Bonus und gerät nicht nur in Konflikt mit der Liebe (drei Freunde zugleich), sondern auch mit der Freundschaft (die Freundin wird zum untoten Monster) und der Herrschaft (die herzensgute Mentorin zeigt ihre bösen Seiten).
Das hat hohes Suchtpotential in der Zielgruppe weiblicher Teenager. Jedoch wird die Reihe es kaum schaffen, auch Erwachsene zu begeistern, die einst Harry Potter- und Twilight-Fans geworden sind. Denn diese Fantasiewelt ist bei weitem nicht so liebevoll durchdacht und doppeldeutig angelegt. Sie gleicht eher einer solide gemachten Telenovela, die von Herzschmerz, Intrigen und Querverweisen auf die aktuelle Popkultur lebt.
Zudem sind die Geschichten zu stark auf die Gefühlswelten Jugendlicher zugeschnitten. So sagt zum Beispiel Zoeys Freundin Stevie Rae : "Außerdem gibt’s natürlich diese unterbelichteten Partytussen, die’s cool finden, miteinander rumzumachen - aber natürlich nur, wenn süße Jungs zuschauen."
Was sich literarisch banal anhört, trifft ins Herz jedes Mädchens, das sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden stets abgrenzen will. Dass die Reihe ab zwölf Jahren freigegeben ist, scheint aber angesichts der plastischen Fummel-Szenen und der kriminalistischen Rahmenhandlung in Band 2 zumindest fragwürdig.
Doch eine Wahl haben Eltern wohl nicht. Das Jugendmagazin "Bravo" hat ein "House of Night"-Casting gemacht, in Internetforen wird leidenschaftlich über die Reihe debattiert. Und letztlich hat sie auch eine gesunde Botschaft: Stellt euch euren Konflikten, sucht euch echte Freunde und seid tolerant. Und damit ist Zoey, auch wenn sie mitunter Blutlust verspürt, ein recht anständiges Vorbild.