John Grishams Roman über Baseball und Gerechtigkeit
Berlin (dpa) - Kaum etwas ist so uramerikanisch wie Baseball. In jeder Familie spielen Kinder in Baseballmannschaften und träumen von einer Karriere in einem der vielen Profiteams, deren Spiele im Fernsehen übertragen werden.
Genau solch eine Traumkarriere stellt John Grisham an den Beginn seines Romans „Home Run“, in dem er reale Baseballgeschichte und Sportfantasie munter vermischt.
Am Anfang von „Home Run“ steht ein klassischer Baseballtraum. Im Jahr 1973 wird der Nachwuchsspieler Joe Castle als Aushilfe in die Spitzenmannschaft von Chicago geholt, er bricht offenbar mühelos jede Menge Rekorde. Natürlich werden Millionen Amerikaner sofort zu Fans des jungen Spielers, der bei all seinem Talent auch noch freundlich und bescheiden bleibt.
Zu seinen größten Fans zählt der elfjährige Paul, der als Erwachsener auf die Ereignisse zurückblickt. Paul versucht, alle Spiele seines Idols im Radio zu verfolgen, er sammelt Bilder und Zeitungsausschnitte in einem Album. Dabei hat er ein besonderes Problem: seinen Vater. „Eigentlich hasste ich ihn ja, aber er war mein Vater und ein Profibaseballspieler“, allerdings bei der Konkurrenzmannschaft aus New York.
Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Joe mit seinem Team in New York antritt. Paul ist im Stadion dabei, als sein Vater und sein Idol aufeinandertreffen. Und er wird Zeuge, wie sein Vater seinen Gegenspieler schwer verletzt. Damit nicht genug: Der Vater zeigt nicht nur keine Reue, er sieht noch nicht einmal einen Fehler in seinem zutiefst unsportlichen Handeln.
30 Jahre später ist das Verhältnis zwischen Vater und Sohn völlig zerrüttet. Paul ist noch nicht einmal erschüttert, als er erfährt, dass sein Vater todkrank ist. Er entwickelt einen Plan: Er will seinen Vater dazu bringen, sich bei seinem Opfer von damals zu entschuldigen. So soll doch noch der Gerechtigkeit Genüge geschehen. Immerhin ist Paul überzeugt: „Im Baseball bekommt man immer eine zweite Chance, richtig?“
Grisham entwickelt in seinem Roman eine menschlich anrührende Geschichte mit überzeugend gezeichneten Figuren, nachvollziehbaren Handlungen und einer immer wieder deutlich werdenden Liebe zum Baseball und seinen Traditionen. Im Bewusstsein, dass viele Nicht-Amerikaner sich nicht mit Baseball und seinen vielen Regeln und Begriffen auskennen, hat Grisham ein 25-seitiges Nachwort angefügt, in dem das Spiel auch für Laien verständlich wird.
„Home Run“ist ein sehr amerikanischer Roman rund um den US-Nationalsport und mit einem schon fast rührenden Glauben an eine zeitlose Gerechtigkeit. Nicht unbedingt typischer Lesestoff für ein deutsches Publikum, aber durchaus reizvoll.
John Grisham: Home Run. Heyne Verlag, München, 269 Seiten, Euro 17,99, ISBN 978-3-453-26835-7