Literaturfestival Lit.Cologne beginnt im Zeichen der Flüchtlinge

Die Lit.Cologne will Sprachkurse für Flüchtlinge fördern, hat aber auch einen Autor eingeladen, der sich kritisch mit dem Frauenbild in seiner algerischen Heimat beschäftigt. Einer wird bei all dem fehlen.

Lars Eidinger bekam im Rahmen des Literaturfestival den Preis des Deutschen Hörbuchpreises 2016 in der Kategorie "Bester Interpret" verliehen.

Foto: Henning Kaiser

Köln (dpa) - Mit einer Gala zur Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises hat das Kölner Literaturfestival Lit.Cologne begonnen. Ausgezeichnet wurden am Dienstag unter anderen die Berliner Schauspieler Lars Eidinger und Sophie Rois als „beste Interpreten“. Das knapp zweiwöchige Festival bietet bis zum Samstag kommender Woche 186 Veranstaltungen. Es wird mit mehr als 100 000 Besuchern gerechnet - diese machen die Lit.Cologne nach Veranstalterangaben zum größten Literaturfestival Europas.

In vielfältiger Form greift das Festival in diesem Jahr das Thema Flüchtlinge auf. „Die Integration durch Sprache ist enorm wichtig“, sagte Festivalchef Rainer Osnowski der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben einen Benefiz-Abend ins Leben gerufen, dessen Ziel es ist, darüber aufzuklären und Geld einzusammeln, um damit ganz konkret Sprachkurse zu fördern.

“ Eine besondere Aktualität hat auch eine Lesung des algerischen Autors Kamel Daoud am kommenden Sonntag erhalten. Nach der Kölner Silvesternacht hatte Daoud in einem Beitrag für die „New York Times“ die Frauenfeindlichkeit nordafrikanischer Länder angeprangert. Als Ursache sieht er die Tabuisierung von Sex in islamischen Gesellschaften. Politisch wird es auch mit Nadja Tolokonnikowa, Mitbegründerin der russischen Punk-Band Pussy Riot: Sie stellt ihr Buch „Anleitung für eine Revolution“ vor.

In einer Hinsicht wird die 16. Lit.Cologne ärmer als die vorigen 15 Ausgaben: Sie muss erstmals ohne Roger Willemsen auskommen. Der Bestsellerautor und Fernsehmoderator war am 7. Februar im Alter von 60 Jahren gestorben. „Eine Lit.Cologne ohne Roger Willemsen ist eigentlich gar nicht vorstellbar“, sagte Osnowski. „Jedes Jahr haben wir vier Veranstaltungen mit ihm gemacht. Das war das Sichtbare, was Roger Willemsen für die Lit.Cologne getan hat, aber sein Wirken hinter den Kulissen war genauso wichtig. Dass er uns da immer als Freund und Berater zur Verfügung stand.“ In seinem Sinne wolle sich das Festival weiterhin einmischen - auch politisch.