Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer gestorben

Johannesburg (dpa) - Autorin und Anti-Apartheid-Aktivistin: Die südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer ist tot. Sie sei am Sonntag im Alter von 90 Jahren friedlich in ihrem Haus in Johannesburg im Schlaf gestorben, teilte die Familie mit.

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Gordimer wurde mit Werken wie „Burgers Tochter“, „Die Hauswaffe“ oder „Fremde unter Fremden“ berühmt. Ihre Romane waren von der Zeit der Apartheid in Südafrika geprägt und befassten sich mit deren zerstörerischen Folgen.

Die Bücher der couragierten Autorin - Tochter eines aus Litauen stammenden jüdischen Uhrmachers und einer Engländerin - wurden in viele Sprachen übersetzt.

Die Schriftstellerin erhielt 1991 für „Burgers Tochter“ den Nobelpreis für Literatur. Damals war sie erst die siebte Frau in der Geschichte der Auszeichnung. Bis heute bekamen den Literaturnobelpreis nur 13 Frauen zuerkannt, zuletzt 2013 die Kanadierin Alice Munro.

Gordimer war die erste Autorin aus Afrika, die mit dem Nobelpreis geehrt wurde. Aus Afrika haben ihn bis heute sonst nur Männer erhalten: John M. Coetzee („Schande“) ebenfalls aus Südafrika im Jahr 2003 sowie Wole Soyinka („Der Mann ist tot“) aus Nigeria im Jahr 1986. Der Preisträger von 1988, Nagib Mahfus („Die Midaq-Gasse“) wird wegen seiner Heimat Ägypten im arabischen Nordafrika oft eher dem Nahen Osten als dem Kontinent Afrika zugeordnet.

In einer mitunter distanziert wirkenden, schnörkellosen Sprache beschrieb Gordimer schwarze und weiße Opfer des Rassenwahns in Südafrika und forderte die Machthaber in ihrem Land heraus. Mehrfach bekam sie in ihrer Heimat während des Apartheid-Regimes, das erst 1994 endete, Publikationsverbote auferlegt.

Seit ihrer Kindheit brachte Gordimer Geschichten zu Papier. Ihren ersten Roman „Entzauberung“ veröffentlichte sie 1953, ein Jahr nach der Scheidung von ihrem ersten Mann. Schon damals beschäftigte sich die am 20. November 1923 in Springs (bei Johannesburg) geborene Autorin mit der Rassentrennung.

Nach der politischen Wende am Kap mahnte die zur UN-Sonderbotschafterin ernannte Autorin: „Der Kampf ist noch nicht vorbei. Der Wiederaufbau ist vielmehr ein Teil davon.“ Ihr Buch „Die Hauswaffe“ (1998) handelte bereits von der Nach-Apartheid-Zeit.

Die Südafrikanerin, die sich selbst als nicht-religiös, aber zum buddhistischem Gedankengut hingezogen sah, litt lange unter dem Tod ihres zweiten Mannes, des aus Nazi-Deutschland geflohenen Kunstsammlers und Mäzens Reinhold Cassirer. Nach dessen Beerdigung im Oktober 2001 sagte sie: „Er war der Erste, der meine Romane las.“