Ludwig-Börne-Preis für Peter Sloterdijk
Frankfurt/Main (dpa) - Der Philosoph Peter Sloterdijk hat am Sonntag in Frankfurt den Ludwig-Börne-Preis erhalten. Er nutzte seine Dankesworte für ein Plädoyer für Europa. „Das europäische Projekt steht vor dem Zerfall“, warnte Sloterdijk.
Europa sei ein Ort geworden, „wo die Dinge seit einziger Zeit schrecklich schief laufen“. Er beklagte „die Umwandlung von Politik in einen Reparaturbetrieb“ und forderte die Europäer auf, sich zu weigern, „bei diesem Endspiel nur Zuschauer zu sein“.
Die Auszeichnung für Essays, Kritik und Reportagen wird seit 20 Jahren vergeben und ist mit 20 000 Euro dotiert. Namensgeber ist der Schriftsteller Ludwig Börne (1786-1837), der als Begründer des politischen Feuilletons gilt. „Geistreich und auf höchstem literarischen Niveau analysiert er die Schwachheiten des "deutschen Michel" und verschreibt ihm die bisweilen bittere Medizin der Selbsterkenntnis“, sagte der Vorsitzende des Vorstands der Ludwig-Börne-Stiftung, Michael A. Gotthelf, in der Paulskirche.
Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, der als Preisrichter Sloterdijk ausgewählt hatte, nannte ihn in seiner Festrede „den sprachmächtigsten deutschen Philosophen seit Nietzsche“. Er habe die deutsche Öffentlichkeit immer wieder „in intensive Zustände intellektueller Wachheit versetzt“. Selbst Börne würde über Sloterdijk sagen: „Ich habe meinen Meister gefunden.“
Nicht anwesend, aber doch in allen Reden präsent war der Preisträger von 2007: Henryk M. Broder. Er hatte angedroht, seinen Börne-Preis zurückzugeben - aus Protest gegen die Ehrung Sloterdijks, dem er vorwirft, nach den Anschlägen 11. September 2001 Terror und Massenmord kleingeredet zu haben. Broder habe schon einmal angekündigt, seinen Preis zurückzugeben, berichtete Stiftungs-Vorstand Gotthelf: Damals aus Protest gegen eine Veranstaltung in der Paulskirche, mit der die Börne-Stiftung nichts zu tun gehabt habe. „Wir beraten gerade über eine Satzungsänderung, wonach der Preis maximal zweimal zurückgegeben werden darf.“