Lyriker Heinz Kahlau gestorben
Leipzig/Stolpe (dpa) - Der Lyriker und Drehbuchautor Heinz Kahlau ist tot. Eine entsprechende Meldung der „Leipziger Volkszeitung“ (Dienstag) bestätigte Kahlaus Witwe am Montag der Nachrichtenagentur dpa.
Kahlau starb am vergangenen Freitag im Alter von 81 Jahren.
„Es war ein langsamer Abschied“, sagte Cordula Kahlau. Ihr Mann habe die letzten beiden Wochen seines Lebens in zwei Krankenhäusern verbracht. Er sei an Herzschwäche gestorben. Einen Termin für die Beisetzung gebe es noch nicht. Kahlau soll auf dem Friedhof von Stolpe auf der Insel Usedom seine letzte Ruhe finden. Auf der Insel hatte die Familie seit 2006 gelebt.
Heinz Kahlau gehörte zu den bekanntesten Lyrikern der DDR. Er war Meisterschüler von Bertolt Brecht an der Akademie der Künste in Berlin und veröffentlichte 1954 seinen ersten Gedichtband. Kahlau schrieb auch Dramen, Prosa und Lieder, arbeitete als Funk- und Filmautor. Besonders populär waren seine Liebesgedichte. Der 1971 erschienen Band „Du“ (Aufbau-Verlag) avancierte zu einem literarischen Hit und erlebte zahlreiche Nachauflagen.
Als Kahlau 1957 wegen kritischer Verse zum Ungarn-Aufstand Haft angedroht wurde, unterschrieb er nach eigenem Bekunden eine Verpflichtungserklärung als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der DDR-Staatssicherheit. 1964 ließ er sich auf eigenen Wunsch davon entbinden. Kahlau legte seine Stasi-Verstrickung 1990 selbst offen. Von 1970 bis 1980 war er Präsident des PEN-Zentrums und später Mitglied im Zentralvorstand des DDR-Schriftstellerverbandes. Kahlau war Sozialist, stand aber den Lehren wie der Praxis kritisch gegenüber.
Der Liedermacher und Schriftsteller Hans-Eckardt Wenzel (56) würdigte in einem Nachruf seinen Freund und Kollegen. Kahlaus Leben sei „an die Wirrnisse und Träume des 20. Jahrhunderts gebunden“. „Vielen meiner Generation wurden seine Verse zu einer ersten Begegnung mit Lyrik. Er vermochte es, der Realität in der Dichtung Platz zu schaffen. Das Lied, die deutscheste aller Formen, den Klangspielplatz der Reime, gab er nicht auf, als dieses längst als "unmodern" galt. Er hatte die Zuhörer im Sinn. Er schrieb nicht für sich, er schrieb für uns.“
Wenzel erinnerte daran, dass Kahlau die letzten Jahren zurückgezogen mit seiner Frau auf Usedom gelebt habe. „Berlin, die Heimat, war unbezahlbar geworden für den Dichter. Die aufgeregten Medien des Kunstbetriebes hatten ihn vergessen. Er sah gelassen aus seinem Fenster auf das Haff und dachte sich, weise wie ein Buddha, seinen Teil.“