Mehr von solchen Frauen
Iris Berben stellt 25 herausragende Persönlichkeiten vor und will damit andere zu mehr Zivilcourage ermutigen.
Düsseldorf. Warum gibt es so wenige Menschen, die beherzt eingreifen, wenn sie Unrecht sehen? Ist Zivilcourage eine angeborene Begabung? Die Schauspielerin Iris Berben will anderen Mut machen - zum Mutigsein.
In ihrem Buch "Frauen bewegen die Welt" stellen sie und die Autorin Nicole Maibaum Persönlichkeiten vor, die sich für Andere eingesetzt haben. Zum Beispiel zwei junge Frauen in Brandenburg, die dazwischen gingen, als ein Kenianer verprügelt wurde, und ihm so wahrscheinlich das Leben retteten.
Nicole Lüdeking und Jana Böttner halten ihre Tat für nichts Besonderes und meinen: "Jeder andere hätte es auch getan". Schön wär’s!
"Von solchen Frauen brauchen wir mehr", schreibt Iris Berben im Vorwort. "Ich denke, es sollte etwas Selbstverständliches sein, dass wir nicht wegschauen, sondern unsere Möglichkeiten ausschöpfen, dort zu helfen, wo es notwendig ist."
Wer nun eine eher anstrengende moralingesättigte Lektüre erwartet, sieht sich aufs Angenehmste enttäuscht. Es ist ausgesprochen spannend zu lesen, wie sich viele dieser Frauen gegen widrigste Umstände durchboxten.
Die Kenianerin Wangari Maathai etwa, die als erste Afrikanerin den Friedensnobelpreis erhielt, ist heute Umweltministerin des Landes, auf ihre Initiative hin werden Millionen von Bäumen gepflanzt. Aber wie oft musste sie wieder bei Null anfangen, weil ihr Familie und Regierung Knüppel zwischen die Beine warfen!
Oder Rebiya Kadeer, die sich aus dem Nichts zur reichsten Geschäftsfrau Chinas emporgearbeitet hatte und dann im Gefängnis landete, weil sie sich für ihr Volk der Uiguren einsetzte. Es wirft kein glorreiches Licht auf die chinesische Menschenrechtspolitik, was Berben und Maibaum über die Situation in Ostturkestan berichten, wie das Land bei seinen Einwohnern heißt.
Noch erschütternder ist das Schicksal der tibetischen Nonne, die fünfzehn Jahre lang im Gefängnis gefoltert wurde, weil sie für die Freiheit demonstriert hatte.
Das Buch bietet einen kleinen Überblick über die Situation der Frauen in der Welt, und die ist nicht rosig. Weltweit werden etwa zwei Millionen Mädchen die Genitalien beschnitten. In Bangladesh überschüttet man missliebige Frauen mit Säure - oft unbestraft. Im Irak sind Frauen durch den Krieg erstens in der Überzahl und zweitens schutzlos. Yanar Mohammed, die in Bagdad Frauenhäuser gründete, kann nur mit kugelsicherer Weste auf die Straße gehen - und gibt doch nicht auf.
Es gibt also Menschen (es sind ja nicht nur Frauen), die nicht tatenlos dem Unrecht zusehen können. Nicht alle werden darob zu Märtyrern, wie die Journalistin Anna Politkowskaja, die nicht aufhörte, die Wahrheit über den Tschetschenienkrieg zu verbreiten.
Manchen hat ihr Engagement auch ein erfülltes Leben gebracht, wie der Kölner Ärztin Monika Hauser, die nach Bosnien fuhr, um vergewaltigte Frauen zu betreuen - und heute die große Organisation Medica Mondiale leitet. Oder Schwester Lea Ackermann, die als Nonne in Afrika den Sextourismus beobachtete und heute mit dem Verein Solwodi erfolgreich gegen Frauenhandel kämpft.
Sie und die anderen Frauen führen in dem Buch vor, wie man handeln kann, statt bloß zu klagen. Für Iris Berben sind es Vorbilder - und sie setzt ihren Promifaktor gerne dafür ein, sie bekannter zu machen. Vielleicht ist Mut ja doch lernbar.