Nele Neuhaus: Fürs Krimischreiben braucht man Disziplin

Eschborn/Bitburg (dpa) - Die Taunuskrimis von Nele Neuhaus ziehen weltweit Millionen Leser in den Bann: Sie sind bereits in 31 Sprachen übersetzt worden. Außerhalb von Deutschland hätten ihre Krimis vor allem in Südkorea und in Polen viele Fans, sagt die 48-jährige Autorin der Deutschen Presse-Agentur.

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Wie Neuhaus Ideen für Krimis findet und wie ihr neuester Band heißt, erzählt sie in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Ihre Krimis sind schon über sechs Millionen Mal, in mehr als 30 Ländern, verkauft worden. Was ist Ihr Geheimnis?

Antwort: Ich habe mich das auch schon oft gefragt. Ich schreibe so, wie ich es selbst gerne lesen würde. Ich gebe zu, ich habe einen Massengeschmack, und mit diesem Geschmack treffe ich den Geschmack von vielen Lesern. Die genau das wollen, nämlich einen spannenden Fall, die aber auch gerne über die Protagonisten mehr erfahren wollen. Ich denke, die Verortung ist wichtig, nämlich dass es einen real anmutenden Hintergrund gibt. Und auch die Aktualität. Meine Bücher sind ja immer ein bisschen vom Zeitgeist durchdrungen.

Frage: Wie fallen Ihnen Ihre Taunus-Geschichten um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff ein?

Antwort: Tatsächlich werde ich oft von ganz alltäglichen Geschichten inspiriert. Da genügt eine Zeitungsnotiz oder vielleicht eine Dokumentation, die ich im Fernsehen sehe. Am Anfang muss ja immer eine erste Idee sein. Und dann passiert etwas in meinem Kopf, was ich nicht wirklich steuern kann. Es entwickelt sich irgendwie eine Geschichte und ich denke unbewusst immer darüber nach. Und eines Tages wache ich auf und dann ist wirklich die Grundidee da.

Frage: Und dann?

Antwort: Dann heißt es, aus dieser Idee eine Geschichte zu machen. Ich erstelle Biografien für die einzelnen Figuren, damit ich selber genau weiß, wie sie ticken. Es ist jede Menge Vorarbeit notwendig und auch Recherche, wenn es um Themen geht, die mir nicht so vertraut sind. Das dauert etwa vier bis sechs Monate.

Frage: Wie weit sind Sie mit ihrem achten Taunuskrimi, der im Oktober erscheint?

Antwort: Ich bin beim letzten Drittel. Und dann kommt natürlich noch einmal Feinarbeit. Ich denke, Ende April bin ich fertig und dann geht das Manuskript ins Lektorat. Der Krimi soll zur Frankfurter Buchmesse erscheinen.

Frage: Sitzen Sie jeden Tag daran?

Antwort: Jetzt im Moment befinde ich mich in einer Phase, wo ich wirklich von morgens um acht bis abends um sechs am Computer sitze und schreibe. Das muss auch so sein, denn im letzten Drittel eines Krimis ist es extrem wichtig, nichts aus den Augen zu verlieren, was man vorher an Spuren gelegt hat. Am Ende muss sich alles schlüssig auflösen. Das ist also wirklich diese hochkonzentrierte Phase, wo alles zusammenläuft, was man vorher locker eingestreut hat, da muss man sich an alles erinnern. Diese Disziplin gehört schon dazu.

Frage: Wird es danach noch mehr Taunuskrimis von Ihnen geben?

Antwort: Es sieht im Moment ganz danach aus. Band acht wird sicherlich nicht der letzte sein. Es wird aber auch weiter Jugendbücher, die Pferdeabenteuer mit Charlotte und Elena geben. Und klassische Romane. Diese Vielseitigkeit ist wirklich sehr schön.

Frage: Krimis im Taunus, in der Eifel oder im Westerwald - wieso sind Regionalkrimis so erfolgreich?

Antwort: Man will Spannung haben, das ist klar, man will sich auch ein bisschen gruseln. In jedem Menschen gibt es diese Affinität zum Dunklen und zum Bösen. Aber natürlich bitte nicht selbst erleben, sondern lieber sicher aus der Ferne beobachten. Und ich kann mir vorstellen, weil es mir selbst auch so geht, dass es den Leser mehr berührt, wenn ein Krimi in einer Gegend spielt, die man kennt. Gerade wenn sich das Unheimliche und der Grusel quasi in der Nachbarschaft abspielen, ist das noch ein zusätzlicher Spannungseffekt, als wenn man Geschichten liest, die in einem schottischen Hochmoor spielen oder in einer amerikanischen Kleinstadt.

ZUR PERSON: Nele Neuhaus führt mit ihren Taunus-Krimis seit Jahren die Bestsellerlisten an. Weltweit sind ihre Bücher in mehr als 30 Sprachen übersetzt, besonders beliebt sind sie unter anderem in Südkorea. Die 48-Jährige wurde in Nordrhein-Westfalen geboren, lebt aber seit ihrem elften Lebensjahr im Taunus.