Nicht der kalte russische Winter war es

München (dpa) - Nach landläufiger Meinung war der barbarische Winter Schuld daran, dass Napoleons Große Armee 1812 in den Weiten Russlands zugrunde ging. Der britische Militärhistoriker Dominic Lieven entlarvt dies nun als Legende.

Tatsächlich war es die wendige russische Kavallerie mit ihrer Taktik der Nadelstiche, die Napoleons angeschlagener Armee zum Verderben wurde, schreibt Lieven in seinem neuen Buch „Russland gegen Napoleon“. Bisher wurde Napoleons verhängnisvoller Feldzug und der anschließende Koalitionskrieg vor allem aus westlicher Perspektive geschildert. Die russische Sicht ist, wenn überhaupt, nur in mythisch verbrämter Form vor allem durch Leo Tolstoi („Krieg und Frieden“) bekannt.

Lieven schildert die „Schlacht um Europa“ - so der Untertitel des Buchs - nun aus dezidiert russischer Perspektive. Auf Grundlage umfangreicher Quellen weist er so etwa nach, dass Russlands Sieg über Napoleon vor allem eine logistische Meisterleistung war. Fast 200 Jahre nach dem Russlandfeldzug ist Lievens Buch ein wichtiger Beitrag über ein Schlüsselereignis der Weltgeschichte.

Dominic Lieven: Russland gegen Napoleon, C. Bertelsmann Verlag, München, 768 Seiten, 34,00 Euro, ISBN 978-3-570-10050-9