Tanja Kinkel: Beim Schreiben herrscht Chaos
Literatur: Tanja Kinkel erzählt, wie ihre Kreationen entstehen.
Düsseldorf. "Wenn es nicht wahr ist, dann ist es eine gute Geschichte", sagt Tanja Kinkel in Anlehnung an ein italienisches Sprichwort und charakterisiert damit zugleich ihr persönliches Erfolgsrezept. Am Mittwochabend stellte die weltweit bekannte Münchner Schriftstellerin in Düsseldorf ihren zwölften Roman vor und erzählte erfrischend anschaulich über ihre Schreibgewohnheiten.
Kinkels neues Buch "Säulen der Ewigkeit" spielt im Ägypten des frühen 19. Jahrhunderts. "Es zeigt die ägyptische Antike aus der Perspektive der Menschen damals - in einer Zeit, in der die Hieroglyphen noch nicht entziffert waren", sagt Kinkel. Ihre Protagonistin ist die junge Engländerin Sarah Belzoni, die an der Seite ihres Mannes - einem der ersten Entdecker verlorener Schätze - das damals noch für Europäer größtenteils unbekannte Land erforschte. Dabei erlebt sie auf eigene Faust jede Menge Abenteuer und muss den Avancen eines französischen Konsuls begegnen, dem größten Konkurrenten ihres Mannes.
Die Idee zu ihrem Roman kam Tanja Kinkel über Umwege: "Ich hatte eigentlich ein ganz anderes Buch im Sinn." Zunächst hätte sie über einen schottischen Maler in Ägypten schreiben wollen, dessen Zeichnungen sie inspirierten, doch bei den näheren Recherchen sei sie auf die Belzonis gestoßen, und die Idee für den Roman war geboren.
Die besondere Herausforderung: Über Sarah Belzoni war nicht viel bekannt, und so war Kinkels Spürsinn und Fantasie gefragt. Im Durchschnitt verbringt die 38-Jährige etwa eineinhalb Jahre mit Recherchen und noch einmal sechs Monate zum Schreiben und für die Korrektur. "Ich brauche einige Zeit, um mich den Personen anzunähern. Wenn ich dann soweit bin, ist der Roman in meinem Kopf schon fertig und will nur niedergeschrieben werden."
Besonders erstaunt waren die Zuhörer, dass die Autorin ihre Bücher in der Regel von Anfang bis Ende linear durchschreibt. "Bei mir zuhause herrscht dann Chaos. Der Abschluss eines Buches ist erreicht, wenn die Aufräumphase beginnt." Während des Schreibens denkt Kinkel nicht über einen Titel nach, sondern benutzt einen Arbeitstitel.
Im Falle ihres aktuellen Buches war das "An den Ufern des Nil". Dass nun "Die Säulen der Ewigkeit" daraus geworden ist, ist nicht etwa Ken Follett zu verdanken, der mit "Die Säulen der Erde" einen ähnlichen Romantitel verfasste, sondern einer gleichnamigen Erzählung von Hans Kneifel, die Kinkel als Teenager gelesen hat.
Die Autorin hinterließ einen sympathischen Eindruck. Die promovierte Germanistin entführte die Zuhörer für etwa eine Stunde in das Land der Pharaonen und machte Lust auf mehr. Tanja Kinkel: "Die Säulen der Ewigkeit", gebundene Ausgabe, Droemer Verlag 2008, 688 Seiten, 19,95 Euro.