Absurde Ritter mit Kokosnuss
Nach New York und London ist das Musical „Spamalot“ nun auch bei uns zu sehen. Der schräge Witz der Komikertruppe Monty Python zündet auch in Deutsch.
Köln. Klack-Klack, Klack-Klack, machen die Kokosnüsse. Da King Arthur (Michael Flöth) kein Pferd hat, muss sein Diener Patsy (Marco A. Billep) eben das entsprechende Geräusch herstellen. Das war im Film "Ritter der Kokosnuss" so, und auch auf der Bühne funktioniert der Gag bestens.
Auf dem Monty-Python-Kultfilm von 1974 basiert das Musical "Spamalot", das nun im Kölner Musical Dome seine Premiere feierte. Dass es auch am Rhein, nach London und New York, zum Hit wird, daran zweifelt jetzt wohl niemand mehr.
Das mit Tony-Awards ausgezeichnete Werk von Monty Python-Gründungsmitglied Eric Idle zündet auch auf Deutsch mit seinem absurden Witz, den skurrilen Song- und Tanzeinlagen und mit liebenswert-verschrobenen Figuren. Das Premierenpublikum, darunter viele deutsche Comedians wie Thomas Hermanns und Markus Maria Profitlich, jubelte zum Schluss im Konfettiregen und sang begeistert den Hit "Always look on the bright side of life" mit.
Dieser Song, der allerdings aus dem Python-Film "Das Leben des Brian" stammt, ist der einzige, der nur zum Teil ins Deutsche übersetzt wurde. Wenn King Arthur also sinniert "Das Leben ist ein Scheiß, wie gut dass man das weiß", dann ist man froh, wenn das Ensemble kurz danach den massentauglichen Refrain "Always look on the bright side of life" wieder auf Englisch angestimmt. Dazu wird auf den kuscheligen Wölkchen im Bühnenhimmel der Text wie beim Karaoke eingeblendet.
Die zwei Akte und über 20Songs versammeln bekannte Gags, die man von Monty Python kennt: den Killer-Hasen, die Ritter, die niemals "nie" sagen, den schwarzen Ritter, der erst aufgibt, als ihm Arme und Beine abgeschlagen sind, die fliegende Kuh oder der Franzose, der seine Burg mit Furzsalven und Beleidigungen statt mit Kanonen verteidigt.
Wie in einer schrillen Nummernrevue reihen sich die Songs aneinander, nur notdürftig von der Story zusammengehalten, die Alfred Biolek als Erzähler begleitet. Von Gott persönlich, der mit Reich-Ranicki-Stimme lispelt (Sprecher: Jörg Knör), von dem man aber nur die Riesenfüße sieht, bekommt King Arthur den Auftrag, den heiligen Gral zu suchen.
Er versammelt mehrere Mitstreiter für seine mobile Tafelrunde, darunter Sir Robin (Bernd Julius Arends), Sir Bedevere (Martin Berger), Sir Galahad (Serkan Kaya als der erste türkische Ritter - "krass") und Sir Lancelot (Dominik Schulz), der später noch sein Coming-out erlebt. In einer köstlichen Samba-Revue mit Obst und flirrenden Kostümen outet er sich als Discokönig, der mehr auf Prinzen als auf Prinzessinnen steht und mit Prinz Herbert (Michael Kargus) vor den Traualtar tritt.
Zwar keiner Prinzessin, dafür aber einer zur "Schönen aus dem Schilf" mutierten Friseurin (Amber Schoop) gibt King Arthur am Ende sein Ja-Wort in einer Las Vegas nachempfundenen Kapelle mit leichtbekleideten Tänzerinnen. Denn so funktioniert Musical: mitreißende Musik in tollen Kulissen.
Herrlich selbstironisch reflektiert das Stück immer wieder sein Genre, bei dem es immer ein Happy End und "Ein Lied, das jeder liebt" geben muss. Die Schöne aus dem Schilf beklagt sich in einem mitreißenden Solo: "Warum habe ich so wenig Text?".
Und dann bekommt King Arthur von Gott auch noch den zusätzlichen Auftrag: Bring ein Musical am Broadway heraus. Dass man dafür Juden braucht, die das Geld geben, ist in Amerika und England auf keinerlei Kritik gestoßen, auch weil es wohl der Realität entspricht. In Deutschland hat man lange darüber nachgedacht, ob man den Song verwenden kann. Nun haben die Macher die Szene etwas abgemildet, die tanzenden Damen mit Davidstern störten bei der Premiere jedenfalls niemanden.