Antiquitätenmesse trotzt der Krise
92 Händler hoffen auf 14.000 Kunstinteressierte und Sammler.
Düsseldorf. Die Landeshauptstadt hat sich mit seiner ak düsseldorf zur Nummer Eins unter den Kunst- und Antiquitäten-Messen in Deutschland entwickelt. Die Stimmung zur Vernissage am Dienstagabend war extrem gut. Die 92 Händler sind zuversichtlich und hoffen wieder auf 14.000 Gäste.
Rainer Ludorff begrüßt mit Emil Noldes frischen Wasserrosen von 1917 (drei Millionen Euro), mit Reiter-Bildern von Max Liebermann (345.000 und 980.000 Euro) sowie einem zauberhaften, in sich gekehrten Mädchen mit Amaryllis von Carl Hofer (390.000 Euro). "Die Preise für gute Ware vor allem von Nolde steigen kontinuierlich", sagt der Galerist. "Das Angebot ist gering, das Interesse groß. Die Messe hat ein gutes Niveau."
Eine kleine Sensation ist bei Szy zu erwerben: Gert Heinrich Wollheims Kartenspieler sind der Maler als Clown, seine Geliebte Tatjana Barbakoff als Spiegelfigur und eine dicke, fette Nazigröße als Strippenzieher. "Rien ne va plus", nichts geht mehr, ist der Titel. Weniger dramatisch, aber nicht weniger zauberhaft sind Hannah Höchs Schauchspieler bei Remmert & Barth (12.000 Euro). Ein rotglühendes Landschaftsbild von Oswald Achenbach soll bei Michael Nöth 180.000 Euro bringen.
Es gibt für jeden Liebhaber etwas auf dieser Messe. Maria Rutz setzt auf Ikonen: "Seitdem die Russen frühe Stücke zurückkaufen, sind wir im Aufwind", sagt sie. Nikolaus, den beliebtesten Heiligen der Ostkirche, bietet sie in einer Malerei aus dem 15. Jahrhundert für 50.000 Euro an. Samand Setareh, dessen Familie seit Generationen auf antike Teppiche setzt, meldet gleichfalls Preissteigerungen, weil etwa die Chinesen ihre Schätze zurückkaufen.
Aber auch Europäer dürften von dem "Vogelgespräch" (75.000 Euro) hingerissen sein, das sich zwischen Nachtigal, Phoenix und Wiedehopf abspielt. "Die Vögel machen sich auf den Weg, um das Geheimnis der Schöpfung zu lüften", erklärt der Galerist die mystische Erzählung.
Auch im Kunsthandwerk scheint die Wirtschaftskrise überwunden. Vita Fabery de Jonge aus Antwerpen hat einen kleinen Taschenkrebs aus grünem Granat mitgebracht und erklärt: "Antiker Schmuck hat sich im Preis verdoppelt. Die kleine Brosche hätte früher 6.000 Euro gekostet, jetzt muss man 15.000 Euro zahlen."
Eine Messe mit vielen Überraschungen. Dazu gehört ein Sekretär mit vielen Geheimfächern aus dem Schloss Hannover für 125.000 Euro. "Möbel werden immer gekauft, weil sie gebraucht werden", heißt es bei Georg Bitsch.