Ballett mit Gesang: „Castor et Pollux“ in Düsseldorf
Martin Schläpfer besteht sein Operndebüt mit „Castor et Pollux“.
Düsseldorf. Als Chef des Rheinopern-Balletts wird der aus der Schweiz stammende Choreograf Martin Schläpfer umjubelt. Nun inszeniert er zum ersten Mal eine Oper. Was läge näher als ein französisches Barockstück mit seinen vielen Tanzeinlagen?
Die Wahl fiel auf „Castor et Pullux“, die dritte Produktion des Düsseldorfer Rameau-Zyklus’ nach „Les Paladins“ und „Platée“.
Schläpfer spart nicht an Personal: Neben dem Sängerensemble holt er auch einen großen Teil seiner Ballett-Compagnie auf die Bühne. Deren Mitglieder reflektieren ausdruckstänzerisch das Tun der Protagonisten.
Das passt zunächst zum Sujet aus der antiken Mythologie. Setzt das griechische Schauspiel oft einen kommentierenden Sprechchor ein, so spiegelt sich die Handlung hier vor allem im Tanz.
Wenn im Prolog der Kriegsgott Mars durch die Liebesgöttin Venus besänftigt wird, führt das Ballett einen Freudentanz auf. Ringt sich der unsterbliche Halbgott Pollux (stimmlich etwas grob: Günes Gürle) dazu durch, seinem normalsterblichen Halbbruder Castor in einer Liebessache den Vortritt zu lassen, wird er von zwei Tänzern hin- und hergerissen.
Solche Momente wirken ungemein suggestiv. Leider wird es jedoch ab und an unfreiwillig komisch: Das Gestikulieren der Tänzer neben den Sängern erinnert dann an die Simultanübersetzung in Gebärdensprache im Fernsehen. Zudem wirkt die Opernebene gelegentlich nivelliert und man erlebt eher ein Ballett mit obligatem Gesang.
Als Glücksfall erweist sich die tänzerische Begabung des Tenors Jussi Myllys in der Rolle des Castor. Der Sänger bewegt sich so expressiv über die Bühne, dass seine Rolle kaum einer Spiegelung durch das Ballett bedarf.
Luftig leicht und elegant ist das Bühnenbild (Rosali) mit seinem leuchtenden Glasfaservorhang und dem aus vielen weißen Röhren bestehenden Wandgebilde, das die Schaumgeborenen-Welt der Götter darstellt.
Sängerisch gibt es nur vereinzelt Höhepunkte, so beeindruckt Claudia Braun in der Rolle der eifersüchtigen Phébé durch ihren klangfarbenreichen Sopran. Auch der Chor der Rheinoper überzeugte.
Musikalischer Glanz, rhythmische Kraft und feine Soli kommen aus dem Orchestergraben, wo GMD Axel Kober die Neue Düsseldorfer Hofmusik leitet. Kräftigen Beifall gab es vor allem für die Tänzer.