Bergmann bleibt an der Spitze des Burgtheaters
Wien (dpa) - Die 61-jährige Karin Bergmann bleibt die erste Frau an der Spitze des Wiener Burgtheaters. Die bisherige Interims-Intendantin erhalte einen Fünf-Jahresvertrag bis 2019, teilte der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) am Dienstag in Wien mit.
Die in Recklinghausen geborene Kultur-Managerin habe es in kurzer Zeit geschafft, dem von einer Finanzkrise gebeutelten Haus wieder eine gute Perspektive zu geben. Bergmann setzte sich gegen 21 Kandidaten durch. Als aussichtsreiche Bewerber galten zuletzt auch der Regisseur Michael Thalheimer und der Intendant des Dresdner Staatsschauspiels, Wilfried Schulz.
Die Ausschreibung war nach der fristlosen Entlassung von Matthias Hartmann im März nötig geworden. Ihm wird eine Mitkenntnis der undurchsichtigen Buchführung des Hauses vorgeworfen, das in der Spielzeit 2012/2013 einen Bilanzverlust von fast 20 Millionen Euro verbucht hat. Bergmann hatte bereits einen Monat nach ihrem Amtsantritt einen 100-Punkte-Plan zur Sanierung des Hauses vorgestellt. Er sieht die Erhöhung der Eintrittspreise und weniger Premieren vor. Damit sollen in der laufenden Spielzeit vier Millionen Euro eingespart werden.
Die sechsköpfige Findungskommission wollte Bewerber, die ein Gespür für „Kunst und Kasse“ haben. „Beides kann sich wunderbar ergänzen“, sagte Bergmann am Dienstag. Sie wolle die größte Sprechbühne Europas unter dem Motto „Das Burgtheater für die Welt von Morgen“ auch mit einem stark nachbarschaftlichen Gedanken führen. So sollen mehr denn je Produktionen aus Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Tschechien einen Platz im Wiener Spielplan bekommen. Aber auch an die „großen epochalen Stoffe“ müsse sich das Burgtheater wieder herantrauen. Dazu gehörten die „Göttliche Komödie“, die „Orestie“, die „Nibelungen“ oder ein neuer „Jedermann“.
Bergmann unterstrich vor allem mit Blick auf das hochkarätige 80-köpfige Ensemble die Ambition, das Leittheater in Europa zu bleiben. „Das Burgtheater ist der Turm, auf den immer noch alle schauen“ - auch wenn es kurze Zeit so ausgesehen habe, dass dieser Turm in Schräglage gerate. Sie selbst verstehe sich als Team-Arbeiterin. „Ich persönlich brauche keinen Glanz. Den lege ich mir zu durch die Künstler, die hier alle arbeiten werden.“
Zentrales wirtschaftliches Ziel bleibe es, dass Gehaltserhöhungen bei den Bundestheatern nicht mehr aus gleichbleibenden Subventionen finanziert werden müssten, sagte Bergmann. Dann gehe die Budget-Schere immer weiter auf.
Ostermayer zeigte sich zuversichtlich, dass die laufenden Arbeitsgerichts-Prozesse im Fall Hartmann keinen Schatten auf die neue Intendantin werfen werden. Bergmann, die insgesamt rund 20 Jahre am Burgtheater war und auch die Anfangszeit der Intendanz Hartmann miterlebt hat, hat stets bestritten, von den Vorgängen rund um schwarze Kassen etwas gewusst zu haben. „Frau Bergmann hat mir glaubwürdig versichert, es gibt sozusagen nichts aus der Vergangenheit, das ein Problem sein könnte“, sagte Ostermayer.
Hartmann bekämpft vor Gericht seine Entlassung als „unwirksam“ und „unberechtigt“. Er fordert zwei Millionen Euro Entschädigung. Ein System zur Verschleierung von Schulden sei schon lange vor seiner Zeit am Burgtheater praktiziert worden.