„Berlin sagt Danke“ - Abschied von Otto Sander
Berlin (dpa) - Claus Peymann brachte es auf den Punkt: „Was ist schöner für einen Schauspieler, als sich auf der Bühne zu verabschieden.“
Neben dem Theatermann stand der schlichte, von zahlreichen Blumenblüten bedeckte Holzsarg Otto Sanders auf der Bühne des Berliner Ensembles, von zahlreichen brennenden Kerzen und einem Bild des Schauspielers auf einer Staffelei umgeben.
In dem einstigen Brecht-Theater am Schiffbauerdamm hatten sich am Samstag neben der Familie - mit den Stiefkindern Meret und Ben Becker - mehr als 700 Freunde, Weggefährten und Kollegen versammelt, darunter Wim Wenders, Klaus Maria Brandauer, Iris Berben, Eva Mattes, Hannelore Hoger, Udo Lindenberg, Thomas Quasthoff, Jürgen Flimm und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit.
Wowereit nannte Sander nicht nur einen großen Schauspieler, sondern auch „einen beliebten Bürger unserer Stadt (...)“. „Er war Berlin, einer von uns“ und fügte hinzu: „Man wollte ihn in den Arm nehmen. Wir werden Otto Sander vermissen, aber nie und nimmer vergessen. Berlin sagt Danke!“ Der krebskranke Sander war am 12. September im Alter von 72 Jahren gestorben.
Als schließlich der Vorhang fiel, erhoben sich die Trauergäste zu einem minutenlangen letzten Applaus für Otto Sander. Dann zog ein langer Zug von Trauernden über die eigens dafür gesperrte, ansonsten so belebte Friedrichstraße zum nahe gelegenen Dorotheenstädtischen Friedhof. Dort sind auch die Gräber von Bertolt Brecht, Helene Weigel, Christa Wolf, Johannes Rau und Heiner Müller.
Sander fand seine letzte Ruhe neben dem Grab des Regisseurs Frank Beyer („Spur der Steine“), der mit ihm und Götz George 1989 die deutsch-deutsche Gaunerkomödie „Der Bruch“ drehte. Der Intendant des Berliner Ensembles, Peymann, der von den gemeinsamen Theateranfängen mit Sander in Heidelberg und an der alten Berliner Schaubühne in den 60er Jahren erzählte, sagte: „Mein Gott, ist das eine Truppe, die ihn da oben jetzt erwartet, von Brecht über Müller, Gosch und Tabori, was kann man da inszenieren! Was für ein Totentanz auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.“
Der Regisseur und Berliner Staatsopern-Intendant Jürgen Flimm würdigte Sander als einen „modernen Schauspieler ohne falschen Ton“. „Er war unverstellt.“ Der langjährige Direktor der Berliner Schaubühne, Jürgen Schitthelm, wo Sander vor allem unter der Regie von Peter Stein Triumphe feierte, war sich sicher, dass Sander auch den letzten Applaus „im Schauspielhimmel hören und sich lächelnd verbeugen“ werde.
Und der Beifall war im Berliner Ensemble noch einmal gewaltig und lang. Und in einem Filmausschnitt war auch Sander selber zu hören: „Alles in allem war es nicht schlecht, das Leben.“