Bestnote für Grosse-Brockhoff
Vertreter aller Parteien loben die fünfjährige Amtszeit des bisherigen Kulturstaatssekretärs.
Düsseldorf. Die Tage, an denen er mehr oder minder gespannt der Zeugnisvergabe entgegengesehen hat, sind für Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) selbstverständlich lange vorbei. Dabei würde es sich für den 60-Jährigen gerade am Mittwoch, am letzten Vormittag der schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf, lohnen. Denn das Urteil von Kulturvertretern über seine fünf Jahre im Amt fällt unisono positiv aus - auch über Parteigrenzen hinweg.
Max Fuchs (parteilos), Präsident des deutschen Kulturrats und Direktor der Akademie Remscheid, ist voll des Lobes: "Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff hat einen sehr guten Job gemacht. Er hat für die Kultur alles herausgeholt, was herauszuholen war."
Von Anfang an habe der Kulturstaatssekretär erkannt, dass Projekte alleine nicht reichen, sondern dass sich Strukturen ändern müssten - beispielhaft dafür sei das Programm "Jedem Kind sein Instrument" (Jeki). 60 000 Kinder machen bereits mit, der Andrang ist weiterhin groß.
Krefelds Kulturdezernent Roland Schneider (SPD) sagt: "Die Zusagen wurden eingehalten, die Bilanz ist positiv." Die Verdoppelung des Kulturetats sei in Krefeld unter anderem dem Kinder- und Jugendtheater Kresch zugute gekommen. Auch die "Kulturinstitute im Schatten" wie Archiv, Bibliothek oder Musikschule seien aufgeblüht. Vom Programm "Kultur und Schule" hätten lokale Künstler profitiert. Landesweit gab es 4700 dieser Projekte.
Clara Deilmann, die für die Grünen im Düsseldorfer Kulturausschuss sitzt, blickt zufrieden zurück: "Wir Grünen können uns nicht beschweren. Vor allem das Tanzhaus konnte sich durch das Engagement des Landes sehr gut entwickeln."
Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) sitzt in einer Stadt, die 2010 ihr kulturelles Angebot mit einem Gesamtetat von 117 Millionen Euro ausstattet. Unter Grosse-Brockhoff gab es ihm zufolge vor allem bei den Kunstankäufen Unterstützung. "Für Tonhalle und Oper gab es eine leichte Erhöhung der Zuschüsse.
Nicht viel, aber immerhin. Noch vor ein paar Jahren wurde sie kontinuierlich gesenkt." Größtes Geschenk sei jedoch die Erweiterung der Kunstsammlung NRW für gut 35 Millionen Euro gewesen. Die Koalition aus CDU und FDP hat insgesamt 13 Kulturbauten wie das Haus der Musiker auf der Museumsinsel Hombroich und das "Dortmunder U" mit 130 Millionen Euro unterstützt.
Der Wuppertaler Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) resümiert: "Die Anbindung an die Staatskanzlei hat sich bewährt." Dass die Kulturlandschaft NRW nicht nur blüht und gedeiht, weiß aber kaum jemand besser als er, schließlich ist das Wuppertaler Theater von der Schließung bedroht. "Die Krise der Städte ist auch eine Krise der Stadttheater", sagt Nocke. Schließlich gibt es in NRW aus historischen Gründen kaum Direktförderung der Kultur durch das Land.
Nocke hat auch einen Vorschlag zur Umschichtung der Gelder: Wenn die Kosten für das "Jeki"-Programm ins Schulministerium verlagert werden könnten, wäre im Kulturressort genug Geld für die Stadttheater.
Sein Krefelder Kollege Schneider hofft angesichts der Theaterkrise, dass "Rot-Grün aus der Erfahrung gelernt hat". Im übrigen wünscht er sich als Nachfolger wieder einen Kulturverantwortlichen mit kommunalem Hintergrund - schließlich war Grosse-Brockhoff lange Kulturdezernent in Neuss und Düsseldorf.
Dieser Wunsch wird aber nicht in Erfüllung gehen. Denn das Kulturressort wird nun dem Ministerium für Jugend, Familie, Kinder und Sport zugeschlagen. Zuständige Ministerin wird wohl die frühere Schulministerin Ute Schäfer (SPD). So kommt die Kultur aus der Staatskanzlei zwar wieder in ein Ministerium zurück, doch wie sie in dem Großressort gepflegt wird, bleibt abzuwarten.