Konzerthaus: Cecilia Bartoli debütiert als Norma
Der Mezzosopranistin gelingt eine persönliche Deutung der schwierigen Partie.
Dortmund. Bellinis "Norma" gehört zu den schwersten Gesangspartien der Opernliteratur. Unvergessen bis heute ist die Interpretation von Maria Callas.
Wer sich an diese Rolle heranwagt, muss sich mit ihr messen. Cecilia Bartoli (44) hat es gewagt und im Dortmunder Konzerthaus ihr konzertantes Debüt gegeben. Und es ist ihr eine persönliche Deutung gelungen, die keinen Vergleich zu scheuen braucht.
Die Leitung der Produktion liegt bei Thomas Hegelbrock. Der Spezialist für Barockmusik hat auch für "Norma" die Originalquellen studiert, hat die Titelpartie - wie ursprünglich bei Bellini - wieder für Mezzosopran angelegt. Ihre Gegenspielerin Adalgisa war dagegen als heller Sopran gedacht. Auch die Instrumentalisierung wurde korrigiert.
Cecilia Bartolis Norma ist kein Gift sprühender Racheengel, sondern eine warmherzige Frau. Die zur Keuschheit verpflichtete Oberpriesterin hat von einem der feindlichen Römer zwei Kinder.
Als sie merkt, dass derselbe Römer auch einer jungen Novizin nachstellt, kocht die Stimmung hoch. Die inneren Konflikte verlegt Bartoli ins Innere der Figur. Sie setzt nicht auf Stimmgewalt, sondern auf beseeltes, feinnerviges Baden in Wohlklang.
Mit ihrer Erfahrung als Koloratursängerin geht sie an die großen Kantilenen des Belcanto heran, kostet einzelne Töne mit immer neuer Nuancierung aus. So gelingen ihr grandiose Momente. Vor allem ihr Schlussgesang von Liebes- und Weltentsagung zerreißt einem fast das Herz.
An ihrer Seite agiert ein exzellentes Ensemble: Rebecca Olvera, John Osborn und Michele Pertusi. Hengelbrock entschlackt die Terzenromantik und entwickelt eine für Bellini neue Klangemotionalität von oft kammermusikalischer Intensität. Jubel über Jubel.