Der Hamburger Carlsen Verlag hat das Buch in einer Startauflage von einer Million Exemplaren auf den Markt gebracht, zeitgleich ist es 16 weiteren Ländern, darunter den Vereinigten Staaten erschienen.

Die fiktiven Blutsauger sind so erfolgreich, dass reale Popstars neidisch werden könnten. Meyers, 36-jährige Hausfrau und Mutter aus Phoenix/Arizona, verkaufte von ihren bisher vier "Twilight"-Bänden" seit 2005 insgesamt 100 Millionen Exemplare. Zwei Spielfilme füllten bisher die Kinokassen, am 15. Juli startet der dritte Teil. Das Fernsehen hat mit Serien wie "True Blood" und "Vampire Diaries" längst nachgezogen, auf dem Buchmarkt tummeln sich zahlreiche Nachahmer.

Doch der Buchmarkt und die Fans greifen am liebsten zum Original, auch wenn das jüngste Werk sprachlich ebenso schlicht daherkommt wie seine Vorgänger. Dafür bekommen die vorwiegend jugendlichen Leser die romantische Liebe fingerdick serviert. Bei Vampir Edward erinnert nichts mehr an den alten Blutsauger Nosferatu: Er ist jung, edel und schön - nicht etwa grabesbleich, sondern von vornehmer Blässe.

Im jüngsten Werk geht es um Bree Tanner, die schon im dritten Roman "Eclipse" kurz auftritt und stirbt. Nun gehört sie zu den so genannten Neugeborenen - noch orientierungslosen Vampiren, die bis vor kurzem Menschen waren und ihre Leidenschaft für Blut noch nicht zu zügeln wissen. Doch das Mitgefühl der Leser ist der Titelfigur gewiss: Bree, die als Menschenmädchen von ihrem Vater geschlagen wurde, leidet sehr unter der Brutalität ihrer gierigen Sauger-Bande.

Die bekennende Mormonin Meyer verbreitet auch hier reaktionäres Gedankengut. Diesmal geht es um verwahrloste Jugendliche. Ansonsten predigt sie vehement Keuschheit - Sex vor der Ehe ist ebenso verpönt wie eine Berufskarriere für die kluge Bella. Stephenie Meyer: "Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl - Das kurze zweite Leben der Bree Tanner", Carlsen Verlag, 204 S., 15,90 Euro