Comeback einer DEFA-Prinzessin

Amsterdam/Berlin (dpa) - „Wie heiratet man einen König?“ Die Frage hat Cox Habbema als schöne Bauerntochter in dem DEFA-Märchenfilm von 1969 so hinreißend beantwortet, dass sie sofort Publikumsliebling wurde.

Die Holländerin blieb in der DDR - auch aus Liebe zu ihrem „königlichen“ Filmpartner Eberhard Esche - und machte Karriere. Bis das Heimweh und der Frust über die SED-Kulturpolitik Mitte der Achtziger zu groß wurden. Aber auch nach Erfolgen in den Niederlanden - darunter zehn Jahre als Direktorin des Amsterdamer Stadttheaters - hängt das Herz der „angelernten DDR-Bürgerin“ an Berlin.

Im Szene-Bezirk Prenzlauer Berg hat sich die 66-Jährige nun mit der Gründung der kleinen Bühne „Habbema“ einen Traum erfüllt. Eröffnet wird am Mittwoch (9. Februar) mit „Musen“ von Peter Hacks. Das Vier-Episoden-Stück hatte Habbema einst für das DDR-Fernsehen inszeniert. Bei den ersten drei ging alles gut, dann schlug die Zensur zu: Die Muse der letzten Episode ist die Toilettenfrau Schmeckebier im Staatsrat der DDR, die auf dem Herren-WC den Staats-Maler Pfitzner zur Schnecke macht. Das durfte nicht gezeigt werden. Umso größer der Spaß für die einstige DEFA-Prinzessin aus Holland, nun in die Rolle der Klofrau der DDR-Obrigkeit zu schlüpfen.

„Wir wollen aber nicht nur Theater spielen, das wird so etwas wie eine Begegnungsbühne“, sagt Habbema bei einem Spaziergang entlang Amsterdamer Grachten. „Ich hoffe, dass wir - bei dem einen oder anderen Gläschen - viele gute Gespräche führen, das Publikum gemeinsam mit Theaterleuten, ein Treffpunkt für alle, die sich für Kunst und Zeitgeschehen interessieren.“ Wenn dabei DDR-Geschichte und -Geschehnisse des öfteren Debattenthemen liefern, ist das angesichts der Vita der früheren Wahl-Ostberlinerin nicht verwunderlich.

Neben der Filmarbeit bei der DEFA (darunter „Leben mit Uwe“ und der Fantasy-Streifen „Eolomea“) und beim DDR-Fernsehen („Polizeiruf 110“, „Die Regentrude“) war sie zwei Jahrzehnte als Darstellerin und Regisseurin am Deutschen Theater tätig. „Theaterbühnen boten in der DDR eine Möglichkeit, wenigstens indirekt Kritik zu artikulieren“, erzählt Habbema. „Das Publikum verstand jede Andeutung über seine Herrscher, allerdings verstanden die nur selten Spaß.“

Kein Wunder, dass die Vorzeige-Holländerin Ärger bekam, als sie 1976 zusammen mit Esche und anderen die Ausbürgerung von Wolf Biermann kritisierte. Ein Engagement der beiden Stars für einen TV-Märchenfilm wurde abgesagt. Habbema war wütend - und wagte es, das Staatsfernsehen der DDR zu verklagen. Am Ende bekamen sie als „Arbeitsausfall“ die Hälfte der Gage. „Wichtiger war uns, dass im Verfahren die Existenz Schwarzer Listen für unliebsame Schauspieler zur Sprache kam“, erzählt Habbema. Ihr Anwalt war Gregor Gysi, heute Fraktionschef der Linken. „Hoffentlich kommt er auch mal in unser kleines Diskutier-Theater“, sagt sie. „Es gibt viel zu reden.“

Als Regisseurin erntete Habbema vor allem mit Stücken von Hacks (1928-2003) viel Beifall, vor allem mit „Senecas Tod“ und seiner Goethe-Bearbeitung „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“. Dem Werk des Dramatikers - er war einer der wenigen, deren Stücke im Osten wie im Westen erfolgreich inszeniert wurden - fühlt sie sich weiter sehr verbunden. Auch deshalb ist das „Habbema“ zugleich die offizielle Bühne der Peter-Hacks-Gesellschaft, die sich um die Pflege des künstlerischen Erbes des Dramatikers bemüht.