Dominique Horwitz begeistert als Cyrano
Recklinghausen (dpa) - Cyrano de Bergerac ist eine Paraderolle für Schauspieler mit Mut zur Hässlichkeit. Der Titelheld von Edmond Rostands gleichnamiger romantischer Komödie ist ein tragischer Liebender, dessen schöne Seele in einem hässlichen Körper gefangen ist.
Eine monströse Nase verunstaltet sein Gesicht und hemmt ihn, um seine heiß geliebte Cousine Roxane zu werben. Als der schöne Christian auftaucht, dem Roxane zugetan scheint, ergibt sich für Cyrano die Chance als amouröser Ghostwriter. Fortan schreibt er für Christian die Liebesbriefe. Die Sache endet tragisch, die Liebhaber sterben. Zu spät fliegt der Schwindel auf.
Seit Gérard Depardieu den Nasen-Helden in einer kostümseligen Film-Version verkörperte, liegt die Latte für jeden Cyrano-Darsteller hoch. Bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen hat sich in einer Koproduktion mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg nun das Multitalent Dominique Horwitz an die Rolle gewagt.
Regisseur Dominique Pitoiset verlegt das Geschehen in eine heutige Profiküche. Bühnenbildnerin Kattrin Michel hat in der Mitte eine Kochinsel, rechts einen Arbeitsplatz mit Flachbildschirm, links eine Waschecke installiert. Dieser Raum bleibt den ganzen Abend über unverändert, auch Balkonszene oder Kriegsgetümmel spielen in Recklinghausen: zwischen Töpfen, Tiegeln und Pfannen.
Das Personal der Komödie findet sich so in einer Küchenhierarchie wieder. Das erheitert am Anfang, ermüdet aber bald. Dominique Horwitz tänzelt in Fleischer-Gummistiefeln mit Küchenhandtuch um die Hüften umher, die angebetete Roxane hackt Gemüse und der tumbe Liebhaber steht meist etwas nutzlos herum. Rasch wird deutlich, dass die Regie in die Boulevard-Falle tappt und Rostands vielschichtiges Stück an ziemlich flache Pointen verheizt.
Profil behauptet einzig Dominique Horwitz, der dem Komödien-Affen zwar kräftig Zucker gibt, aber auch um leisere, differenzierte Töne bemüht ist. Elegant und mit natürlicher Diktion spielt Horwitz mit Rostands gereimten Versen und wagt auch poetisch innige Töne. Zum grandiosen Horwitz-Solo wird das Skype-Telefonat, das in Recklinghausen die berühmte Balkonszene ersetzt, in der Cyrano dem Liebhaber souffliert.
Daneben bleiben das Liebespaar und die restlichen Protagonisten ziemlich blass. Dennoch großer Jubel im Recklinghäuser Festspielhaus für einen mäßig lustigen, überwiegend flachen Abend, aus dem sein Star Dominique Horwitz einsam herausragt.