Düsseldorf erinnert an Theaterlegende Gustaf Gründgens
Düsseldorf (dpa) - „Ich habe glaube ich zu viel Schlafmittel genommen, mir ist ein bisschen komisch. Lass mich ausschlafen“ - dies waren die letzten Worte, die Gustaf Gründgens vor seinem Tod auf einem Luftpost-Briefumschlag notierte.
In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1963 starb die große Theaterlegende unter nie ganz geklärten Umständen in einem Hotel in der philippinischen Hauptstadt Manila an einer Überdosis Schlaftabletten.
Ein begnadeter Schauspieler, der mit seiner „Mephisto“-Rolle Theatergeschichte schrieb, ein gewiefter Intendant und Liebling der Nazis - an Gründgens scheiden sich bis heute die Geister. Zum 50. Todestag erinnert Düsseldorf, wo Gründgens 1899 geboren wurde, die Theaterakademie besuchte und erfolgreich 1947 bis 1955 die Bühnen leitete, an den großen Stadtsohn.
„Vaterstadt“ habe Gründgens Düsseldorf immer genannt, sagte Winrich Meiszies, der Leiter des Theatermuseums, das einen Teil des Gründgens-Nachlasses hütet, am Mittwoch. Dabei war Gründgens' Meinung zu Düsseldorf durchaus kritisch. Die Stadt „erscheint den Künsten und Künstlern gegenüber oft spröde, ja manchmal unverständlich hart und grausam zu sein“, schrieb er 1952.
Von Samstag bis zum 22. Dezember wird der Mythos Gründgens unter dem Titel „Lass mich ausschlafen“ von drei Düsseldorfer Museen und dem Schauspielhaus in Filmen, Lesungen, Vorträgen und einer Ausstellung beleuchtet - dabei wird auch seine umstrittene Rolle zur Zeit der Nazi-Diktatur nicht ausgespart. Einerseits war er „Staatsschauspieler“ und Intendant, andererseits schützte er jüdische Ensemblemitglieder vor der tödlichen Verfolgung durch die Nazis.
Der Hartnäckigkeit Gründgens' verdankt das Düsseldorfer Schauspielhaus seine Gründung im Jahr 1951. So wird der Erinnerungsreigen auch am Sonntag mit einer Matinée im Schauspielhaus eröffnet. Gleichzeitig zeigt das Theatermuseum etwa 30 Fotografien von Gründgens in berühmten Rollen in Berlin, Düsseldorf und Hamburg sowie persönliche Dokumente und Briefe.
In einer langen Gründgens-Nacht am Montag können Interessierte zunächst eine Stadtführung auf Spuren des Theatermanns machen. Anschließend erinnert das Schauspielhaus in einer „szenischen Installation“ an von den Nazis diffamierte und verfolgte Schauspieler, die ins Exil gehen mussten. Im Filmmuseum wird das letzte Fernsehinterview mit Günter Gaus wenige Monate vor Gründgens' Tod gezeigt: „Ich habe in den letzten dreißig Jahren .. vergessen zu leben“, sagte Gründgens darin. Er wollte das Leben auf einer Weltreise nachholen.
Wie kein anderes literarisches Werk ist Goethes „Faust“ mit der Person Gründgens' verbunden. Das Stück begleitete ihn als Darsteller des Mephisto wie als Regisseur durch sein Leben. Daran erinnert das Düsseldorfer Goethe-Museum. Nicht zuletzt hatte Gründgens in fast 30 Spielfilmen mitgewirkt. Das Filmmuseum zeigt unter anderem die Filme „Der Tanz auf dem Vulkan“ (1938), „Ein Glas Wasser“ (1960) und den berühmten „Faust“-Film von 1957, in der Gründgens in seiner Paraderolle des „Mephisto“ brillierte. Aber auch István Szabós „Mephisto“ (1980) nach dem Roman von Klaus Mann wird zu sehen sein. Darin hatte Mann kaum verschlüsselt mit der Karriere seines Ex-Schwagers im NS-Reich abgerechnet.