Düsterer Auftakt des Berliner Theatertreffens

Berlin (dpa) - Mit schwerer Kost ist am Freitagabend das Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen in Berlin eröffnet worden. Die Münchner Kammerspiele zeigten zum Start der dreiwöchigen „Bühnen-Olympiade“ in der Hauptstadt die Sarah Kane-Trilogie „Gesäubert/Gier/4.48 Psychose“.

Regisseur Johan Simons inszenierte die drei letzten Stücke der britischen Autorin Kane, die sich 1999 mit 28 Jahren das Leben nahm.

Die Werke entstanden zwischen und während depressiver Schübe, an denen die Dramatikerin litt. Entsprechend düster und voller Gewalt- und Todesfantasien sind die Stücke. Das Publikum spendete nach dem knapp vierstündigen Abend herzlichen Applaus - vor allem den hervorragenden Schauspielern. Unter ihnen war auch die Theater- und Filmschauspielerin Sandra Hüller („Requiem“).

Eine Kritikerjury hat die zehn „bemerkenswertesten“ Inszenierungen der Saison für das Theatertreffen ausgewählt. Unter anderem zeigen Regisseure wie Nicolas Stemann, Herbert Fritsch und René Pollesch ihre Werke.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bekräftigte zum Festivalauftakt, dass das Theatertreffen auch in Zukunft Bestand haben werden. „Als wichtigstes Theaterfestival hierzulande setzt es national wie international Maßstäbe und wirkt auf die Theaterszene zurück“, erklärte Neumann.

„Und weil das so ist, wird das Festival mit der Unterstützung des Bundes auch weiter eine Zukunft haben“, so der CDU-Politiker. Zuletzt hatte es kritische Stimmen zum Theatertreffen gegeben. Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, fordert seine Abschaffung.

„Das Theater ist höchst lebendig - das zeigen schon die beeindruckenden Zuschauer-Zahlen im deutschsprachigen Raum“, sagte Neumann. Mit jährlich 19 Millionen Besuchern überträfen die öffentlich geförderten Theatern bei weitem die Fußball-Bundesliga mit 13 Millionen, erklärte der Kulturstaatsminister. Die deutsche Theaterszene sei in ihrer Vielfalt weltweit einzigartig - „eigentlich ein Fall für das immaterielle Unesco-Welterbe“.

Aller Diskussion um einen „Kulturinfarkt“ zum Trotz sei keines der 145 öffentlich geförderten Theater in Deutschland, keines der 280 Privattheater, keine der rund 100 Tournee- und Gastspielbühnen oder die große Zahl freier Gruppen verzichtbar. „Im Gegenteil - wir brauchen sie alle!“, sagte Neumann.