Fotografische Spiele mit dem Weltall
Thomas Ruff, Weltstar der Fotokunst, arbeitet mit dem Saturn.
Düsseldorf. Thomas Ruff, Weltstar der Fotokunst, ist mittlerweile ein Konzeptkünstler, der meist auf eigene Aufnahmen verzichtet. Schon für seine Sternbilder (ab 1989) benutzte er Motive des European Southern Observatory.
Für seine "Nudes" (Nackte) holte er sich 2003 Porno-Aufnahmen aus dem Internet. Nun lädt er das Datenmaterial für seine "Cassini"-Serie aus dem Nasa-Archiv herunter. Doch immer ist das, was er zeigt, von einer ästhetisch kaum zu steigernden Schönheit.
Der 52-jährige Wahl-Düsseldorfer, der aus dem Schwarzwald-Städtchen Zell am Harmersbach stammt, geht lässig mit seinem Ruhm und der Begehrlichkeit seiner Kunden um, die für seine Werke fünf- bis sechsstellige Summen zahlen und selbst aus Moskau zur Vernissage in die Galerie Konrad Fischer kamen.
Er erzählt offen, wie er zu den aktuellen Kurvenformen und Weltall-Bildern gekommen ist. In einem Antiquariat habe er ein Buch über magnetische Feldlinien i gefunden: "Schöne, präzise gezeichnete Linien. Und da wurde mir sofort klar: Magnetismus ist nicht zweidimensional, sondern findet im Raum statt. Ich habe mich auf den Weg gemacht, ihn nachzubilden."
Der Forscher im Künstler erwachte. Die Linien brachte er mit Hilfe mathematischer Formeln und 3D-Computerprogramme in Kurvenverläufe, die auf pechschwarzem Hintergrund die Unendlichkeit des Kosmos suggerieren - reizvolle Spielereien mit raffinierten Lichtfarben. Demonstrativ verpasst Ruff den "Aufnahmen" einen weißen Rand und steckt sie hinter dunkle Holzrahmen: Es müsse klar sein, wo das Bild aufhöre und wo es anfange.
In seiner aktuellen "Cassini"-Serie nutzt Ruff das Nasa-Archiv der Cassini-Raumsonde vom Saturn und seinen Monden - jeder könne das tun. "Alle Aufnahmen sind auf der Nasa-Hompegage zu haben. Man kann sie herunterladen. Das ist kostenlos. Die Bilder haben kein Copyright, weil sie von einer Maschine gemacht sind", sagt er.
Diese Bilder, in der Regel Schwarzweiß-Aufnahmen, lädt er herunter, koloriert und manipuliert sie, stellt den Saturn zuweilen frei und bläst die Motive auf. Sein Ziel: "Es ist ein Spiel zwischen Realismus und Abstraktion." Wohin das führen werde, könne er nicht sagen. Da lasse er sich treiben. Eines aber steht fest: Selbst Wissenschafts-Aufnahmen sind bei Ruff immer Fälschungen.