Freundlicher Beifall für „Gatsby“ in Hamburg

Hamburg (dpa) - Grell, rasant, doch ohne Tiefe: Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg hat eine eigene Version des Erfolgsromans „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald auf die Bühne gebracht.

Golden, silbrig oder auch mal regenbogenfarben glänzt der Name „Gatsby“ auf der Bühne und erinnert an den Schriftzug einer Firma oder einer Showgröße. Der Namensträger bleibt lange unsichtbar, doch hat er zu einer Party geladen, auf der sich die dekadente Society von New York in schicker 20er-Jahre-Kleidung schrill amüsiert. Später wird Gatsby seiner Angebeteten Daisy ein gigantisches Schloss in Form einer Sahnetorte errichten - doch seine Liebe endet böse. Als revueartiges Popmärchen hat Markus Heinzelmann den 1925 geschriebenen Erfolgsroman „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg inszeniert. Für die Uraufführung dieser Bühnenversion von Rebekka Kricheldorf gab es freundlichen Applaus.

Munter, bunt und rasant kommt der Abend über weite Strecken daher - und doch schleicht sich schließlich Langeweile ein. In der grellen Bühnenversion mit vielen von Kricheldorf frei erdachten Dialogen gelingt es Heinzelmann kaum, zu den tiefen Schichten des bereits mehrfach verfilmten Romans vorzudringen.

Als vergnügungssüchtig, oberflächlich und egoistisch hat Fitzgerald die besseren Kreise jener Epoche, die mit dem Börsenkrach von 1929 abrupt endete, geschildert. Parallelen zu heute liegen auf der Hand, doch bietet die Inszenierung dazu keine horizonterweiternden Aspekte. An den Darstellern liegt's nicht: So ziehen etwa Stefan Haschke als teils vom Geschehen angezogener, teils hellsichtiger Erzähler und Samuel Weiss als Titelheld mit dem Charisma der Einsamkeit in ihren Bann. Beeindruckende Arbeit geleistet hat auch Kostümbildnerin Gwendolyn Bahr.

„Wir sollten irgendwas unternehmen“, meint Jack (Stephan Schad). „Aber was?“, antwortet die verwöhnte Daisy ihrem testosteronstrotzenden, mit rassistischen Vorurteilen beladenen Ehemann, während sie in der Sonne liegt. Schon bald nimmt das üble Geschehen seinen Lauf: Gatsby, der allen Reichtum nur erworben haben will, um als Daisys Heiratskandidat in Frage zu kommen, nähert sich seiner Jugendliebe wieder an, während die von ihrem Mann Jack mit Myrtle (Julia Nachtmann) betrogen wird. Die wiederum hintergeht ihren bulligen Tankwart-Ehemann George (Tristan Seith).

Die Damen reden von ihrer Friseur, kippen einen In-Drink namens „Chattanooga“ und sausen über die (von Georg Wickert ausgestattete) Drehbühne, als würden sie vor dem Sinn des Lebens davonlaufen. Traurig singt der Tanzwart den Schlager von der „Blume von Hawaii“. Derart überzogen stellt der Regisseur eine Gesellschaft dar, in der alles an Geld und Status hängt und nur geheiratet wird, wenn der Kontostand stimmt. „Das sind Diebe, Mörder und Plünderer“, sagt der Emporkömmling Gatsby von seinen Gästen - und bevorzugt doch ihre Anwesenheit, denn diese gut betuchten Leute „sehen besser aus und riechen besser“.

Fitzgeralds Roman scheint den Nerv unserer Zeit zu treffen: So gibt es etwa in dieser Spielzeit bereits Bühnenversionen in Bonn und Frankfurt. Und Hollywood-Regisseur Baz Luhrmann („Moulin Rouge“) dreht mit Leonardo DiCaprio eine 125-Millionen-Dollar-Kinoproduktion.