Interview: Sander stellt jeden ins Regal

Die Besucher stehen Schlange, um sich bei der Aktion in der Kunstsammlung von oben bis unten scannen zu lassen.

Frau Sander, stellen Sie jeden ins Regal, der sich im Labor der Kunstsammlung scannen und als Figur in Harz abbilden lässt?

Sander: Ja, jeden - wenn er Teil der Ausstellung werden möchte und der Andrang uns und das Budget nicht überfordert!

Sander: Bis jetzt sind solche Arbeiten als Ganzes in die Sammlung des jeweiligen Museums übergegangen. Ob das hier auch der Fall sein wird, entscheidet sich in den nächsten Monaten.

Sander: Die Ausstellung war von Anfang an bis Mitte Januar geplant. Aber bei dem Wunsch, sie fast sieben Monate zu zeigen, hat sich herausgestellt, dass das Arbeiten vor Ort mit all dem technischen Equipment, dem Material sowie den Personalkosten sehr aufwendig ist.

Wir sind aber jetzt froh, dass das Budget durch die Anzahl der verkauften Editionen aufgestockt werden konnte und die Aktion nun wie geplant bis zum 23. Januar laufen kann. (Verkauf der Sonder-Edition: Besucher können ihre Figur in Grau und im größeren Format 1:7 für 5.000 Euro erwerben).

Sander: 15 bis 20 Figuren - das haben wir bereits erreicht, so dass die Ausstellung wirklich bis Januar laufen kann.

Sander: Es geht nicht um Teilnehmer- oder Besucherzahlen. Die Idee ist vielmehr, dass jeder Einzelne selbst entscheiden kann, ob er daran teilnehmen will oder nicht. Der Betrachter erstellt quasi sein Selbstporträt durch die Art, welche Haltung er im Scanner einnimmt, welche Gegenstände er bei sich trägt, welche Farbe die Figur haben soll. Er entscheidet also, wie er als Figur gesehen werden will. Der Museumsbesucher hat teil am Arbeitsprozess und wird zugleich Teil der Ausstellung.

Sander: Wenn man zum Beispiel schaut, wie Frauen früher auf Gemälden dargestellt wurden - sehr weich und zurückhaltend. Heute treten Frauen einfach sehr viel selbstbewusster auf, stehen fest da, die Hände etwa in den Hosentaschen.

Sander: Diese Frage möchte ich mit einem Zitat von Harry Walter beantworten: "Gescanntwerden ist etwas ganz anderes als Fotografiertwerden. Das Gefühl, von allen Seiten gleichzeitig erfasst zu werden, führte bei mir jedenfalls zu einer erhöhten Unsicherheit hinsichtlich der repräsentativen Zonen meines Körpers. Zum ersten Mal musste ich mir vorstellen, wie ich wohl von hinten und oben aussehe. Oder gar zwischen dem Schritt.

Obwohl angekleidet, fühlte ich mich dann aber für zehn intensive Sekunden, während die Laserkameras an mir herunterfuhren, zutiefst gestreichelt. Wenn es so etwas wie eine Aura gibt, dachte ich mir, dann müsste sie durch dieses Gerät und kein anderes nachweisbar sein." (Zitatende). Diese Beschreibung trifft die Sache sehr gut.

Sander: Die Überraschung für mich entsteht, wenn eine Sache realisiert und visualisiert wird - und die Arbeit funktioniert. Die Arbeit mit den Besuchern hier im K 20 zum Beispiel hat mich sehr überrascht, und der Andrang hat uns alle überwältigt. Es gibt eine wunderbare Vielfalt der Figuren, ich schaue mir jede von ihnen ganz genau an.

Es gefällt mir, wie engagiert und lebendig die Leute bei diesem Projekt dabei sind. Sie kommen mit sehr viel Phantasie, vielen Ideen und reflektieren sich dabei selbst. Dazu kommt ein gruppendynamischer Prozess: Wenn viele mitmachen, wollen immer noch mehr dabei sein.