Köln hat bestes Theater in NRW

Karin Beier legt als neue Intendantin in der Domstadt einen fulminanten Start hin. Ihr Konzept überzeugt Kritiker und Publikum.

Düsseldorf. Maria Schraders Rücken glüht rot und wund. Sie hat sich verausgabt als Medea, im lustvollen Kampf mit Jason (Carlo Ljubek), der sie über den Sand schleift, sie an sich reißt und wieder wegstößt.

Die Augen aufgerissen, den Atem angehalten folgt man der Szene in Grillparzers "Das goldene Vlies". Karin Beier, die neue Kölner Intendantin, beendet mit dieser Inszenierung ihre erste Spielzeit.

Ihr ist ein fulminanter Start gelungen, für den das Publikum sie feiert und die Presse sie lobt.

In der jährlichen "Welt am Sonntag"-Umfrage wählten sieben von acht befragten Kritikern das Schauspiel Köln zum Theater der Saison, sechs von acht "Das goldene Vlies" zur besten Inszenierung.

Dabei spielte bis noch vor einem Jahr Köln im Bühnenvergleich überhaupt keine Rolle mehr. Das wolle sie ändern, hatte Karin Beier angekündigt, als sie ihren Job als Intendantin antrat.

Mit offenem Visier, wie sie damals sagte, und stellte sich gleich zur Eröffnung mit Hebbels "Die Nibelungen" in eigener Regie dem Urteil. Es wurde ein Erfolg.

Wer erlebt hat, wie die Zuschauer die Theatermacherin nach der Premiere der dritten Beier-Inszenierung 2007/2008 ("Gott des Gemetzels") bejubelten, weiß, dass die in Köln geborene Regisseurin in ihrer alten Heimat angekommen ist.

Beier gelingt es, ein auf die Stadt abgestimmtes Theater zu bieten, das sich jenseits provinzieller Selbstverliebtheit bewegt. In ihrem Ensemble spiegelt sich die multi-nationale Bevölkerung wider.

Die "Kölner Affäre" etwa erzählt auf der Bühne wahre Geschichten von Bürgern, die so authentisch sind, dass ein scheinbar banales Leben einer Stadtführerin zur bewegenden Begegnung wird.

Außergewöhnliches wie "Die Erscheinungen der Martha Rubin" der Gruppe Signa schafften es zum Theatertreffen nach Berlin.

Anders sieht es in Düsseldorf aus, wo Amélie Niermeyer ihre zweite Spielzeit als Intendantin beendet. Bekam ihr Haus im vergangenen Jahr gleich mehrfach die schlechte Kritiker-Bewertung "Zitrone des Jahres", schnitt das Schauspiel diesmal etwas besser ab.

Jürgen Gosch überzeugte mit der Shakespeare-Inszenierung "Was ihr wollt", konnte aber an seinen "Macbeth"-Erfolg nicht anschließen. Bitter für die Hausherrin: Für ihre uninspirierte Regiearbeit "Käthchen von Heilbronn" gab es eine "Zitrone des Jahres".

Ihrem eigenen Anspruch, das Theater zu einem wichtigen, zu einem erotischen Ort in der Landeshauptstadt zu machen, ist sie noch nicht gerecht geworden.

Von der Theater-Euphorie, die in Köln herrscht, ist am Gustaf-Gründgens-Platz nur wenig zu spüren.