Premiere: Ein revolutionärer Kraftmeier
Peter Eschberg inszeniert „Dantons Tod“ in Düsseldorf.
Düsseldorf. Zur Premiere hingen im Foyer des Schauspielhauses Wimpel und Banderolen in den französischen Nationalfarben, Glühbirnchen leuchteten. Es war eingedeckt, zuvor muss nur noch die Revolution durchgespielt werden.
Altintendant Peter Eschberg inszeniert "Dantons Tod", Georg Büchners geniales Jugenddrama, das er 1835 mit gerade einmal 21 Jahren schrieb.
Ein Stück, das die blutspuckende Terrormaschinerie der Französischen Revolution und ihre Maschinisten vorführt. Die abgeschlagenen Köpfe halten das hungrige Volk bei Laune und die Revoluzzer-Elite an der Macht.
Für die ideologische Bordüre des Terrors ist der Tugendfanatiker Robespierre zuständig. Im Düsseldorfer Schauspielhaus thront er in einem Ohrensessel auf einem Tisch zwischen grauen Wänden (Bühne: Hans Hoffer). Götz Schulte im dunklen Anzug spielt ihn als Sesselfurzer des Aufstands - abgehoben und einsam, aber dann doch bereit für eine Blutgrätsche gegen den politischen Feind Danton.
Eschbergs Inszenierung setzt ein mit einer stummen Begegnung der politischen Alphatiere. Danton (Rainer Galke) tritt im roten Samtmantel mit Perücke aus dem Dunkel, erschrickt kurz und entdeckt hinter sich den geisterhaften Robespierre. Unter lautem Lachen reißt er sich die Hemdenbrust bis zum Nabel auf, ein romantisch-pathetischer Kraftmeier mit der Attitüde des Erotomanen.
Unter dem Tisch fährt auf einem in den Zuschauerraum gezogenen Schienenstrang ein Bett herein, in dem sich Danton mit der Hure Marion (Katrin Röver) wälzt. Aber auch Ehefrau Julie (Marie-Therese Futterknecht) bekommt etwas ab.
Danton will zwar den Terror beenden, doch der ihm von Büchner eingeschriebene Lebensekel und Sarkasmus geht der Figur in Düsseldorf völlig ab; was bleibt, ist pathetisches Wüten mit wirrem Haar und offenem Hemd.
Ein Klischee von vielen an diesem Abend. Eschberg umschifft Fragen nach der Rolle des Einzelnen im Stampfen der Geschichte, dem Blutspektakel als Unterhaltung einer frühen Massengesellschaft und als Kompensation sozialer Pressionen. Seine Interpretation vertritt die simple Gleichung Demagogie und Idealismus führt zu Terror und Diktatur. "Dantons Tod" bleibt ein altbackenes Revolutionsspektakel der allzu zähen Sorte.
2 ½ Stunden, eine Pause, Auff.: 1., 14., 17. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus. Karten unter Telefon 0211/36 99 11.