Salzburger Festspiele: Ein Spektakel von nationalem Interesse
Mit Spannung erwarten Publikum und Kritik den neuen „Jedermann“. Erstmals wird das Stück von zwei Angelsachsen inszeniert.
Salzburg. Schon die offizielle Präsentation der neuen Salzburger „Jedermann“-Truppe war ein großes Spektakel. Als Cornelius Obonya, die neue Titelfigur, und Brigitte Hobmeier als Buhlschaft sich gemeinsam mit den Regisseuren vorstellten, wollte das Blitzlichtgewitter kein Ende nehmen. Die Besetzung, hatte Schauspieldirektor Sven-Eric Bechtolf schon bei der Programmpräsentation im November gefrotzelt, sei von „nationalem Interesse“.
Nach zwölf Jahren wagt man sich jetzt erstmals wieder an eine Neuinszenierung, Premiere ist am Samstag. Zum ersten Mal hat Bechtolf zwei Männer beauftragt, die nicht aus dem deutschen Sprachraum stammen: den Amerikaner Brian Mertes und den Briten Julian Crouch.
Was die Angelsachsen aus Hofmannsthals Text mit seinen Knittelversen machen, wird vor der Premiere nicht verraten. In einer Stellungnahme hatten die beiden Regisseure lediglich mitgeteilt, dass sie mit ihrer neuen Produktion „Menschen und Kulturen aller Glaubensrichtungen“ ansprechen wollen. Man werde die „Lebensreise und Verwandlung“ des „Jedermann“ mit den Mitteln einer „mittelalterlichen Schauspieltruppe“ erzählen und die Zuseher mit „Spektakel und Humor“ in den Bann ziehen.
Es scheint sich also eine Gratwanderung anzudeuten, zwischen Spiegelungen der Tradition des Stückes und einer neuen, interkulturellen Sichtweise auf das ewige „Mysterium unserer Sterblichkeit“. Ein Zurück in die Zeiten vor Christian Stückl wird es nicht geben. 2002 hatte der Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele dem szenisch erstarrten „Jedermann“ ein neues Gesicht verpasst. Statt der feierlichen Fanfaren zum Beginn ließ er eine Kindertruppe den „Jedermann“ parodieren, und Gottvater schlich als frustrierter Landstreicher um den Dom herum.
Statt einer mit dem Dom verschmolzenen Bühne wird es wieder ein freigestelltes, aus Holz gezimmertes Podest geben. Die Musik soll Variationen der Originalmusik enthalten, dazu Volkslieder und Musik aus den 20er Jahren. Die Buhlschaft, „Jedermanns“ wankelmütige Geliebte, wird flott mit dem Veloziped in die Arme des „Jedermann“ radeln.
Cornelius Obonya, der neue Jedermann, der 2012 in Bechtolfs „Ariadne auf Naxos“ einen urkomischen Monsieur Jourdain gab, trägt sein persönliches Traditionsbündel: Schon sein Großvater, Attila Hörbiger, hatte den „Jedermann“ verkörpert. Dieser Gedanke habe bei ihm eine „kurze Schrecksekunde“ ausgelöst, bekannte er. Ihm sei klar aber, dass jeder auf der Bühne seinen eigenen Weg zu finden hat.