„Onegin“-Ballett am Bolschoi nach Skandalen begeistert aufgenommen
Moskau (dpa) - Das Moskauer Bolschoi Theater hat nach den jüngsten Skandalen erstmals in Russland das Ballett „Onegin“ aufgeführt und das Premierenpublikum in helle Begeisterung versetzt.
Mit stürmischem Applaus, Jubel und Bravo-Rufen nahmen die Russen am Freitagabend diese letzte Premiere der Saison auf. Nach einem Streit um die Besetzung zeigte sich Stuttgarts Ballettintendant Reid Anderson, der über die Rechte der Choreografie von John Cranko wacht, zufrieden. „Sie ist die Richtige“, sagte Anderson über die Ballerina Olga Smirnowa, die die Rolle von Onegins Geliebter Tatjana tanzte.
Zum Erstaunen der russischen Ballettwelt hatte Anderson für die Premiere nicht den Superstar Swetlana Sacharowa auftreten lassen. Die Primaballerina sagte daraufhin ihre Auftritte an anderen Abenden ab. Nach Meinung von Moskauer Ballettkritikern war die Verärgerung der Tänzerin, die Moskau verließ, einer der Gründe, weshalb in dieser Woche der Generaldirektor des Bolschoi überraschend abgelöst wurde.
„Onegin“, ein ur-russischer Stoff des Dichters Alexander Puschkin um den Müßiggänger Onegin (Wladislaw Lantratow), wurde in Stuttgart 1965 uraufgeführt. 48 Jahre dauerte es, bis die Erfolgsproduktion zu Musik von Tschaikowski nun in Russland zu sehen ist. Anderson hatte sich auch wegen der Leidenschaft der Gastgeber für diesen Versroman um die russische Volksseele vorab jede Einmischung des Bolschoi verbeten. Zuschauer sprachen nun von einem „triumphalen Erfolg“.