Salzburger Intendant rüttelt an Traditionen
Alexander Pereira verpflichtet große Namen, will aber noch mehr Geld und Glanz, damit er noch mehr Sponsoren bekommt.
Salzburg. Meditativ der Auftakt mit Haydns „Schöpfung“, gelöst und glanzvoll der Schluss mit einem schillernden Festspielball. In seiner Antrittssaison bei den Salzburger Festspielen fächert der neue Intendant Alexander Pereira das künstlerische und gesellschaftliche Spektrum bei den Salzburger Festspielen weit auf. Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf hält mit Überraschungen am Theater dagegen.
Pereira will auch gleich eine neue Tradition begründen: Künftig soll das Festival immer mit Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ eröffnet werden, es folgt ein zehntägiges Vorprogramm unter dem Titel „Ouverture Spirituelle“. Das traditionelle Eröffnungsstück — Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel „Jedermann“, in dem erneut Ben Becker und Birgit Minichmayer spielen — rückt an die zweite Stelle.
Mit Schwung und Leidenschaft rührt Pereira auch an anderer Stelle um und serviert den gediegenen Salzburgern erstmals so Populäres wie Giacomo Puccinis „La Bohème“. Er freue sich darauf, den „Puccini-Bann“ bei dem Festival zu brechen. Andererseits mutet er der Festspielgemeinde auch so Sperriges wie Zimmermanns „Die Soldaten“ in der Felsenreitschule zu.
Und in Sachen Mozart, dem unangefochtenen Lokalmatador in Salzburg, spielt Pereira ein As aus: Der Alte-Musik-Spezialist Nikolaus Harnoncourt kümmert sich um die Eröffnungspremiere mit der „Zauberflöte“.
Theaterchef Sven-Eric Bechtolf, selbst Regisseur und Schauspieler, setzt auf große Namen wie Regie-Schwergewicht Andrea Breth, die sich Kleists „Der Prinz von Homburg“ vornehmen wird. Daneben sollen schillernde Gäste wie Irina Brook mit ihrer Inszenierung von Ibsens „Peer Gynt“ internationalen Glanz an die Salzach bringen.
Pereira übernimmt das Festival, das sich zu den weltweit wichtigste Festspielen der Hochkultur rechnet, nach einigen turbulenten Jahren. Denn nach der prägenden Karajan-Zeit und der konfliktreichen Ära Mortier gab es seit 2007 nur kurze Amtszeiten.
Peter Ruzicka, dessen fünfjährige Intendanz durch das Mozartjahr 2006 definiert war, gab den Stab an Jürgen Flimm weiter. Der warf vorzeitig hin, um nach Berlin zu gehen. Der Pianist und Übergangs-Intendant Markus Hinterhäuser verlieh seiner einzigen Saison 2011 ein bemerkenswert prägnantes Profil.
Das Kommen und Gehen soll mit Pereira ein Ende nehmen, der schließlich als Zürcher Opernchef Beständigkeit bewiesen hatte. Diese Ausdauer, gepaart mit seinem Ruf als kunstsinniges Finanzgenie, veranlasste das Festspielkuratorium, sein Budget auf 57 Millionen Euro aufzustocken.
Doch Pereira denkt nicht daran, sich damit zu bescheiden. Noch bevor seine erste, bereits teurer, länger und exklusiver angelegte Saison startet, forderte er 2013 eine erneute Erhöhung des Budgets. Schließlich ist ein doppeltes Gedenkjahr an Verdi und Wagner zu bestreiten, und neue Sponsoren ließen sich nur gewinnen, wenn Glanz in Aussicht steht.
Die Pläne des 64-Jährigen waren den Finanzverantwortlichen zu wild. Doch zur Salzburger Dramaturgie gehört auch, dass sich die zuverlässig ausbrechenden Skandale pünktlich zum Festivalbeginn wieder beruhigen.