Aufführung Pas de Deux „The old man and me“ mit Martin Schläpfer
Martin Schläpfer tanzt selbst und begeistert mit seiner Partnerin Marlúcida do Amaral.
Düsseldorf. Nur wenigen großen Tänzern ist auch eine große Choreografen-Karriere gegeben. Martin Schläpfer gehört dazu. Der neue, vierteilige Abend b. 12 an der Deutschen Oper am Rhein bietet die seltene Gelegenheit, den Düsseldorfer Chef-Choreografen und Ballettdirektor als Tänzer wieder zu erleben. Am Samstagabend feierte das Programm Premiere.
In dem nur zwölfminütigen Pas de Deux „The old man and me“ erzählt der niederländische Tanzschöpfer Hans van Manen die Geschichte eines Paares. Martin Schläpfer lässt sich schmunzelnd von Tänzerin Marlùcia do Amaral umgarnen, die ihn mit Hüftschwung und flirrenden Händen wie ein Schmetterling umkreist, bevor er ihrem Werben nachgibt. Keine Geste ist ohne Bedeutung in diesem Miteinander, das slapstickhafte und tragische Momente erlebt.
Jeder Schritt des Schweizers, jeder Sprung ist pointiert bis ins kleinste Detail, perfekt getimt, blitzschnell und geschmeidig. Dabei hält er sich noch zurück, um seiner feurigen Partnerin Raum zu lassen. Die Brasilianerin spielt den Charme ihrer Weiblichkeit aus. Anrührend, wie beide sich auf einer Bank, dem einzigen Requisit, kurios ineinander verschlingen. Die Stationen ihrer Liebe werden wie in einer Dia-Show gezeigt, bis beide in verschiedene Richtungen auseinandergehen. Brillanz in jeder Bewegung. Weltklasse. Beim Applaus tätschelt Choreograf Hans van Manen liebevoll Schläpfers Wangen.
Zu Beginn des Abends stellt sich Antoine Jully, Tänzer am Haus, als Nachwuchs-Choreograf vor. „Inside“ ist eine federleichte Hommage an den katalanischen Maler Joan Miró. Allzu dekorativ und naiv kommt das Stück mit den projizierten Herzchen-Luftballons und ihrem Revue-Charakter daher. Im stärksten Moment wirbelt der Franzose das Ensemble in unterschiedlichen Posen und Figuren wie auf einem der Bilder Mirós durcheinander.
Nach der zweiten Pause stellt Martin Schläpfer sein eigenes Werk „Lontano“ (2009) George Balanchines genialer Ballett-Architektur „Agon“ (1957) gegenüber. So vermessen es klingt: Die unterkühlte Geometrie des Neoklassikers wirkt neben Schläpfers hitzigem und visionärem Kosmos beinahe gestrig.
In einem Ballett wie „Agon“, das die absolute Perfektion in der Tanzkunst anstrebt, schmerzt jede Ungenauigkeit. So fehlte hier in diesem Stück, an diesem Abend, die Brillanz.