Ausstellung im NRW-Forum: Der Zauber des Polaroids
In eine andere Zeit führt eine Ausstellung im NRW-Forum zurück, mit sonnigen Farben.
Düsseldorf. 1947 stellte der amerikanische Physiker und Polaroid-Gründer Edwin Land eine neue Kamera vor. Die Sensation war der eingebaute Film, der das belichtete Negativ in Sekundenschnelle aufs Positiv übertrug. Das Sofortbild war geboren.
Künstler und Werbeleute, aber auch die Großeltern brauchten nun keine Dunkelkammer mehr, sondern zogen nach der Belichtung das Bild aus der Kamera. Millionenfach wurden diese Polaroids weltweit produziert, bis die Digitalkamera kam.
Die Firma Polaroid ging 2008 in Konkurs, der Großteil der Firmensammlung wurde versteigert. In letzter Minute rettete Peter Coeln 4400 Blätter. Nun ist eine Auswahl im NRW-Forum zu sehen.
Sie zeigt die Blütenlese aus Coelns Schätzen, der in Wien ein Fotomuseum unterhält und alte Kameras vertreibt. Er entlieh 400 Fotos. Darunter befinden sich unschätzbare Werte, denn Erfinder Edwin Land hatte Ansel Adams als Mentor der ersten Stunde. Der Wegbereiter der Kunstfotografie war Berater und Hausfotograf.
Er verpflichtete seine Künstlerkollegen, Belichtungsmaterial gegen Fotos zu tauschen. Er testete fast jeden neuen Film von Polaroid und blieb dem Unternehmen bis zu seinem Tod im Jahr 1984 eng verbunden.
Die Polaroid-Sammlung schreibt Fotogeschichte, in den technischen Entwicklungen, vor allem aber in den künstlerischen Produkten. Die Ausstellung zeigt Größen wie Adams selbst, der im Selbstporträt mit Bart und Hut dem Betrachter aufmerksam entgegen schaut.
Gunther Sachs präsentiert eine Eva, die ihren blauen Schleier wie im Märchenland fallenlässt. Stephen Shore verwandelt ein Allerweltszimmer in ein Geheimnis aus Licht und Dunkelheit. Selbst der Purist Helmut Newton wird angesichts der Sonne, die über den Busen seiner Nackten streift, zum Poeten.
Zu sehen sind Oliviero Toscanis berühmtes Bild von Andy Warhol mit Polaroid-Kamera oder William Wegmans Aufnahmen seiner Weimaraner Hunde. Darüber hinaus holte Werner Lippert vom NRW-Forum weitere deutsche Fotografen ins Haus, darunter auch jenen Gerhard Vormwald, der als Lehrer an der Düsseldorfer Fachhochschule viel zu wenig Beachtung auf dem Kunstmarkt findet.
Für die heutige Welt der Handys, Digitalkameras und Computer erinnert das Polaroid-Bild an längst vergangene Zeiten. Die Technik wirkt total überholt. Außerdem lässt sich kein Foto vervielfältigen. Dennoch ist sein Comeback zumindest bei den letzten Individualisten verständlich. Horst Wackerbarth macht noch immer Polaroids, wenn er die Menschen auf sein rotes Sofa setzt.
Er liebt wie sie alle die Farben, die nie ganz klar und sauber sind, sondern leicht verschleiert wirken. Die Landschaft erscheint in dieser Technik eher geträumt als abgebildet. Vor allem die frühen Beispiele mit Models, Aktmodellen oder Werbemotiven waren in den Grüns und Blaus oder den Streifen so schräg, dass sie fast schon wieder modern ausschauen.