Schauspielerin Patrycia Ziolkowska - Zickenkrieg ist nicht angesagt

Patrycia Ziolkowska strebt zielbewusst in den Himmel der Darstellungskunst.

Köln. Man hätte erwartet, dass sie Medea spielt. Nach Rollen wie Kriemhild oder Johanna schien Patrycia Ziolkowska abonniert auf emotional unbedingte Frauenfiguren.

Doch Karin Beier hat sie in Grillparzers "Das Goldene Vlies" als Kreusa, Medeas Rivalin um die Gunst Jasons besetzt. Eine Figur, die gerne zum Jeunesse-dorée-Püppchen stilisiert wird. Doch die junge Naive oder gar ein Zickenkrieg sind mit Patrycia Ziolkowska nicht zu machen.

Sie sieht die Figur der Kreusa eher als junge, ein wenig verschlossene Frau von großer Klarheit. Noch allerdings ist die 28jährige Schauspielerin auf der Suche. "Ich reiße anfangs immer einen Fächer an Möglichkeiten auf", sagt sie, als wir uns zum Gespräch im Foyer des Kölner Schauspielhauses treffen. Bei der Probenarbeit lichtet sich dann langsam der Charakternebel.

Bisher hat sie vor allem Figuren des klassischen Repertoires gespielt wie Schillers Jungfrau, Büchners Marie, Ibsens Ellida Wangel oder die Kriemhild zur Eröffnung von Karin Beiers Kölner Schauspiel-Intendanz. "Große Riemen", die ihr erlauben, einen Bogen mit vielen emotionalen Brüchen zu spielen und deren Gemeinsamkeit in ihrer "emotionalen Klarheit" liege.

Ob Kriemhild zur entschlossenen Rachekür schreitet oder Lotte in Fatih Akins "Auf der anderen Seite" ihrer Geliebten in die Türkei folgt - Patrycia Ziolkowskas Figuren agieren mit einer schmerzhaft hellsichtigen Gefühlsgewissheit.

Eine emotionale Unmittelbarkeit, die sie existenziell versteht. Schauspielerei besteht für sie im Bewahren der Ursprünglichkeit anhand von Stoffen, die von Leben und Tod handeln.

Und dann springt sie plötzlich auf und erzählt begeistert, wie sie als junge Schauspielschülerin einmal auf Rügen von einem fahrenden Zug abgesprungen sei. Mit zwölf Jahren hat Patrycia Ziolkowska den Plan gefasst, Schauspielerin zu werden; mit 17 wechselte sie an die Westfälische Schauspielschule in Bochum. Eine früh Entschlossene, die sich dann allerdings Zeit nahm.

Der Liebe wegen zog sie nach Hamburg und arbeitete frei für diverse Bühnen und das Fernsehen. 2003 wechselte sie für drei Jahre ans Theater Bonn.

Dort spielte sie unter anderem Schillers "Jungfrau von Orleans" und addierte die Aggregatzustände des Burschikosen, des Träumerischen, der Berufung zu einer Collage emotional luzidester Momente, die trotzdem ein charakterliches Ganzes ergaben. Bogen und Bruch als Einheit.

Doch ihre Figuren rasen nicht blind. Sie überschreiten die Grenzen ins Reich der Rache, der Religion oder in die Türkei bei vollem Bewusstsein. Dass sie diese Grenzgängerinnen liebt, hat auch etwas mit ihrer Biographie zu tun. Als sie zweieinhalb war, zogen ihre Eltern kurz vor Verhängung des Kriegsrechts von Polen nach Stolberg bei Aachen.

Die Frage, woher sie komme, habe sie in der Pubertät regelrecht überfallen, sagt sie. Inzwischen würde sie gerne einmal in ihrem Geburtsland arbeiten und hat die Fühler auch schon ausgestreckt. Doch das hat noch Zeit, jetzt steht zunächst die Rolle der Kreusa an, im Sommer Dreharbeiten.

Franz Grillparzer: Das Goldene Vlies, Kölner Schauspielhaus, 8. (Premiere), 9., 18. Mai, 19.30 Uhr, Tel. 0221-221-28400.