Trash-Komödie „Fleisch ist mein Gemüse“ umjubelt
Hamburg (dpa) - Roman, Hörspiel, Kinofilm, Theaterstück: „Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk hat schon viele Erfolge gefeiert. Am Samstag wurde die Neufassung der Bühnenversion des Trios Studio Braun im Hamburger Schauspielhaus umjubelt.
„Harburg, 1976. Zwergenhäuser, so weit das Auge reicht“, beginnt die Erzählerin aus der Loge heraus ihre Schilderung. Auf der Bühne ein winziges Einfamilienhaus, aufgeklappt wie eine Puppenstube. Darin: Rosemarie, die verrückte Irre, die von Tabletten, Zigaretten und deutschen Schlagern lebt, und die Kernfamilie von Heinz, eine manisch-depressive Mutter, eine herrschsüchtige Oma und der Opa, der gleich eine Gute-Nacht-Geschichte vom Ersten Weltkrieg erzählt. Das ist die Vorstadt-Hölle, in der Heinz aufwächst und der er zu entfliehen versucht.
Die Trash-Komödie „Fleisch ist mein Gemüse“ nach dem gleichnamigen autobiografischen Erfolgsroman von Heinz Strunk hat am Samstagabend eine umjubelte Neufassung im Hamburger Schauspielhaus gefeiert. Sieben Jahre nach der ersten Version „Phoenix - Wem gehört das Licht?“ begeisterten Heinz Strunk, Jacques Palminger und Rocko Schamoni vom Anarcho-Trio Studio Braun erneut ihr Publikum. Nach dem schrägen Musiktheaterprojekt „Rust - Ein deutscher Messias“ (2010) und der Heimatoperette „Dorfpunks“ (2008) nach dem gleichnamigen, 2004 erschienenen Roman von Rocko Schamoni ist es bereits die dritte Zusammenarbeit zwischen Studio Braun und dem Schauspielhaus.
In der Rolle des frustrierten Jugendlichen Heinz glänzt diesmal Stefan Haschke. Heinz Strunk spielt gewollt dilettantisch die Mutter. Im giftgrünen Rock und roter Weste tyrannisiert sie ihren Sohn. Selbst vom Krankenbett aus lässt sie ihn nicht in Ruhe („Ich schaff' das einfach nicht“) und fordert „Gib Küsschen!“. Opa (Rocko Schamoni) schenkt seinem Enkel eine Knarre und Oma Palminger weiß sowieso: „Schuld sind die schlechten Säfte.“ Einziger Lichtblick in dieser psychotischen Familie: Anja (Maria Magdalena Wardzinska), die Heinz über eine Anzeige kennenlernt und die seinen selbstkomponierten Song „You got to give me a chance“ für ihn singen soll. Doch ein Annäherungsversuch scheitert, selbst als Heinz bei der Band Tiffanys einsteigt, die auf Hochzeiten und Schützenfesten aufspielt.
Nach der Pause mit hartgekochten Eiern und Eierlikör fürs Publikum rollt ein riesiges Kofferradio auf die Bühne, darin die legendäre Tanzkapelle in pinkfarbenen Glitzersakkos. Bandleader Gurki (herrlich schräg: Stephan Schad) heizt seinen Partygästen mit „Verdamp lang her“ und „Life is Life“ mächtig ein, die Zuschauer klatschen begeistert mit.
Doch Heinz bleibt am Ende allein im „Wartesaal der Gedemütigten“ zurück. „Das Licht ist nicht für mich bestimmt“, resümiert er traurig und der Scheinwerferkegel weicht ihm immer aus. Da erscheinen seine Schöpfer überdimensional als Video über ihm. „Das Zeitalter der Angst ist vorbei“, versucht ihn Heinz Strunk aufzumuntern. „Das Leben ist ein Glücksspiel, aber du hast Einfluss darauf! Entscheide Dich für Dich selbst!“