Uwe Eric Laufenberg läutet den Neuanfang ein
Der neue Opernintendant inszeniert „Die Meistersinger von Nürnberg“.
Köln. Es ist die echt kölsche Lösung: Weltstadtflair plus gesunder Provinzialismus. Der neue Intendant der Kölner Oper, Uwe Eric Laufenberg, inszeniert Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" ostentativ als Neuanfang. Den braucht das marode Haus auch dringend, in jeder Beziehung. Bevor der 50er-Jahre-Bau saniert wird, geht es schon mal im Foyer los, wo sich die Premierenbesucher gratis in Sektlaune versetzen konnten.
Für überregionale Beachtung der Saisoneröffnung in Köln sorgt vor allem der Bayreuth erprobte Robert Holl als Hans Sachs, knuffige Respektsperson mit der edel-sonoren Bassstimme. Niveau hat auch das Evchen von Astrid Weber, die ihr aufregend-dramatisches Timbre aber leider nicht durch Konsonanten zu unterbrechen gewillt ist.
Als Singschauspieler ersten Ranges präsentiert sich Johannes Martin Kränzle als ewiger Verlierer Beckmesser. Marco Jentzsch, der eine Wagner-Karriere anstrebt, fehlt die darstellerische und sängerische Erdung für das schwere Fach. Als nachdenklicher Ritter Stolzing zeigt er aber, dass er ein sensibler lyrischer Tenor mit gesundem Stimmfluss ist.
Mit seiner Inszenierung will Laufenberg zeigen, dass die Zeit der Belanglosigkeit vorbei sein soll. Nachdem der erste Akt im 16. Jahrhundert spielt, der zweite samt revolutionärer Barrikadenkämpfe in der Mitte des 19. Jahrhunderts, hebt sich der Vorhang zum dritten Aufzug vor einem Bild der durch den Zweiten Weltkrieg total zerstörten Kölner Innenstadt. Auf der Festwiese, bei Laufenberg der Kölner Offenbachplatz, bricht die Moderne an: der Sängerstreit als Casting, auf Großleinwand übertragen.
Immer wieder flimmern Bilder aus dem Nachkriegs-Köln ("Habt Acht"), zur großen Ansprache von Sachs werden Filmausschnitte mit Kunstwerken von der Renaissance bis zu Graffiti-Sprayern gezeigt ("Verachtet mir die Meister nicht"). Mit derlei bildmächtigem Belehrungsprogramm verweist Laufenberg Darsteller und Musik ins zweite Glied, obwohl der eher zur Kontrolle denn zum Klangrausch neigende GMD Markus Stenz einen guten Tag hat.
Dem Premierenpublikum hat es überwiegend gefallen, die Initialzündung für den Neustart hat gefunkt, getreu dem Motto: Ehrt Eure kölschen Meister.