„Welt-Klimakonferenz“ als Live-Rollenspiel

Hamburg (dpa) - Ganz schön voll kann es werden, wenn sich Delegierte aus 196 Ländern im großen Saal des Deutschen Schauspielhauses versammeln. Streng nach Alphabet werden die Länder platziert, kleine Fähnchen an den Sitzreihen markieren die jeweiligen Einflussbereiche.

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Mit der Uraufführung „Welt-Klimakonferenz“ hat das Theater-Kollektiv Rimini Protokoll das Schauspielhaus am Freitagabend in den Schauplatz einer internationalen Konferenz verwandelt. Die Rolle der 650 Delegierten übernehmen dabei die Zuschauer selbst: Jeder Besucher wird nach dem Zufallsprinzip einem Land zugeordnet.

Eine Broschüre enthält die wichtigsten Informationen für die anstehenden Verhandlungen. Wer etwa zur dreiköpfigen Delegation von Armenien gehört, erfährt darin, dass sich das Land im Vergleich des Brutto-Inlandsprodukts auf Platz 118 der Wohlstandsskala bewegt - und damit wohl eher wenig Spielraum für Investitionen in den Klimaschutz hat.

Jede Delegation bekommt außerdem einen Stundenplan, wann sie welche Veranstaltung besuchen soll. Politikwissenschaftler, Klimaforscher und Aktivisten beraten die Delegationen in Gruppen-Meetings überall im Haus. An sieben Schauplätzen sind unterschiedliche Kulissen aufgebaut: Während der große Saal als Konferenz-Plenum mit Tribüne und Rednerpult dient, gibt es im Rangfoyer Vorträge in der strahlend weißen Kulisse einer Station im arktischen Eis. Auf der Schauspielhaus-Bühne können Gesandte der Länder, die vom Klimawandel besonders betroffen sind, unter einer riesigen Scheinwerfer-Sonne schon einmal spüren, wie heiß es werden könnte.

Auch einen Regenwald-Saal gibt es - mit verwinkelten Nischen für geheime Absprachen. Eine Möglichkeit zur Interaktion, von der immer mehr Zuschauer in ihrer Rolle als Delegierte während des Abends Gebrauch machen. Mit dem Live-Rollenspiel können spielerisch die zahlreichen unterschiedlichen Interessen verstanden werden, die den Kampf gegen den Klimawandels so schwierig machen. Für eine echte Auseinandersetzung ist die Zeit aber knapp bemessen, nach drei Stunden ist alles vorbei. Das aufwendige Setting hätte auch einen längeren Abend vertragen.