Wenn die Göre Salome mal richtig Amok läuft

Die zweite Eröffnungspremiere ist, zugerichtet von Tatjana Gürbaca, ein Reinfall.

Duisburg. Die Oper "Salome" von Richard Strauss basiert auf einem Einakter Oscar Wildes. Die biblische Legende handelt von der Nichte und gleichzeitigen Stieftochter des Herodes. Als Belohnung für einen erotischen Tanz verlangt Salome von ihrem Stiefvater den Kopf des gefangen gehaltenen Propheten Johanaan. Der junge Strauss schrieb eine illustrative Musik von größter orchestraler Opulenz und klanglicher Tiefenschärfe.

Bei der Premiere im Theater Duisburg gelingen Morenike Fadayomi in der Titelpartie durch strahlkräftige, sicher intonierte Höhen eindrucksvollen Momenten. Insgesamt noch etwas überzeugender wirkt Markus Marquardt als Jochanaan. Die zuweilen monströs anmutende Heiligkeit der Figur bringt der Bassbariton expressiv zur Geltung. Verdienten Applaus erhielten auch Wolfgang Schmidt als keifender Herodes und Renée Morloc als gefühlskalte Herodias.

Die Duisburger Philharmoniker, geleitet von Michael Boder, zauberten im Orchestergraben ein Strauss-Klang voller Saft und Kraft. auch die Feinabstimmung der klanglich und rhythmisch filigran ziselierten Stellen gelang exzellent. Regisseurin Tatjana Gürbaca zertrümmert die zeitlose Kühnheit des Werkes.

Der tiefe Griff in die Mottenkiste des Regietheaters macht aus großer Oper ein schwaches Boulevard-Stück mit krudem Ende. In lachhaftem Villen-Ambiente läuft die Göre Salome Amok und erschießt Herodes. Gähn.