„Die letzten Jedi“ oder die Macht im Ungleichgewicht

Im achten teil der Star-Wars-Saga ist Luke Skywalker endlich zurück. Der Held der frühen Filme begeistert als kautziger Jedi-Meister, der mit der Macht erst einmal nichts zu tun haben will.

Foto: Jonathan Olley/Lucasfilm/Disney

Die Evakuierung der Rebellenbasis ist in vollem Gange, als plötzlich mehrere Sternenzerstörer am Himmel auftauchen. Unter dem Kommando des finsteren General Hux sollen die gigantischen Raumschiffe der „Ersten Ordnung“ endlich die letzten Anhänger des Widerstands vernichten. Doch es kommt natürlich anders. Mit einer bombastischen Schlacht im All beginnt „Star Wars: Die letzten Jedi“, die achte Episode der erfolgreichen Weltraumsaga, spektakulär.

Zwei Jahre nach „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ setzt Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson („Looper“) die Geschichte um die Rebellen Rey (Daisy Ridley), Finn (John Boyega) und Poe Dameron (Oscar Isaac) fort, die unter dem Kommando von Generalin Leia (die am 27. Dezember 2016 gestorbene Carrie Fisher in ihrer letzten Rolle) gegen die dunkle „Erste Ordnung“ und den Schurken Kylo Ren (Adam Driver) kämpfen. Der Sohn von Leia schockierte „Star Wars“-Fans im vorigen Film, als er seinen Vater Han Solo (Harrison Ford) tötete.

Im Mittelpunkt der neuen Episode steht diesmal jedoch Luke Skywalker (Mark Hamill). Der Held der klassischen „Star Wars“-Filme (Episoden 4 bis 6) ist inzwischen ein Jedi-Meister im Exil. Nachdem Rey zuletzt damit verbracht hat, den Verschollenen zu suchen, erhofft sie sich jetzt, von ihm ausgebildet zu werden. Doch Skywalker will nach der missglückten Ausbildung seines Neffen Kylo Ren alias Ben Solo erstmal nichts mehr von der Macht und der Jedi-Religion wissen. Zu tief sitzt die Enttäuschung bei ihm.

Nach der explosiven Auftaktszene dauert es lange, bis „Star Wars: Die letzten Jedi“ in Schwung kommt. Rian Johnson, der für Disney zu einem noch unbekannten Zeitpunkt eine weitere „Star Wars“-Trilogie kreieren soll, sagte vor kurzem im Interview der US-Entertainment-Website „Collider“, die erste Version von Episode 8 habe eine Länge von drei Stunden gehabt. Doch selbst mit 152 Minuten ist seine finale Fassung noch mindestens eine halbe Stunde zu lang, wirkt mitunter zäh.

Das liegt vor allem daran, dass das bisher längste „Star Wars“-Abenteuer weniger herausragende Momente hat als die früheren Filme, darunter selbst die bei den Fans umstrittene Prequel-Trilogie (Episode 1 bis 3). Zu den Lichtblicken des Films zählen die Szenen auf dem bunten Casino-Planeten und ein Laserschwert-Duell auf dem Schiff von Snoke (Andy Serkis), dem Anführer der „Ersten Ordnung“.

Rey und Luke philosophieren über die Balance im Universum, Johnsons Film fehlt das Gleichgewicht. Sein Vorgänger J.J. Abrams, der hier als ausführender Produzent wirkte, belebte die Reihe als Regisseur des spritzigen „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ vor zwei Jahren neu, indem er eine temporeiche Mischung aus nostalgischen Momenten und neuen Ideen fand und das Flair der Originalfilme zurückbrachte. Dass die Handlung fast einem Remake gleichkam, störte deshalb kaum.

Johnson gelingt das nicht. Die Zahl der Todesopfer im Film ist hoch. Doch viele dramatische Szenen verfehlen ihre Wirkung. Und der weitgehend alberne Humor kommt häufig an unpassenden Stellen. Den trockenen Humor eines Han Solo vermisst man schmerzlich.

Außerdem verliert sich der Regisseur, Autor und bekennende „Star Wars“-Fan in langatmigen Dialogen und einer Vielzahl neuer Charaktere, darunter die kindliche Rebellin Rose Tico (Kelly Marie Tran), die mysteriöse Admirälin Amilyn Holdo (Laura Dern) und der Söldner DJ (super: Benicio Del Toro). Die weitaus spannendere Geschichte um Rey, Luke und Kylo kommt dabei leider etwas zu kurz und wird zu oberflächlich erzählt.

Hamill ist als gealterter, grantelnder Skywalker allerdings grandios. Und ein paar Antworten, einige gelungene Überraschungen und einen schönen Nostalgie-Moment mit einem alten Bekannten gibt es auch, so dass „Star Wars“-Fans für ihre Geduld immerhin belohnt werden.

Wertung: n n n n n