Allein gegen den Rest der Welt

Taylor Lautner spielt in „Atemlos“ den Junghelden in einem Film ohne digitale Mätzchen.

Actionfilme richten sich vor allem an ein junges Publikum, ihre Helden gehören jedoch meist der Generation Ü30 an. Nun verpasst John Singletons „Atemlos“ dem Genre eine Frischzellenkur und setzt einen jugendlichen Helden als schlagkräftige Hauptfigur in einer klassischen Ich-gegen-den-Rest-der-Welt-Story ein.

Taylor Lautner, der als „Twilight“-Werwolf Kristen Stewart fast einen halben Film lang auf den Armen durch den Wald getragen und sich damit eine solide Teenie-Fanbasis erarbeitet hat, spielt hier den High-School-Schüler Nathan. Er hat eine Vorliebe für gefährliche Situationen und fühlt sich bei Tempo 120 auf der Kühlerhaube liegend erst richtig wohl.

Nach einer durchzechten Nacht wird der verkaterte Sohn vom Vater als Kickbox-Sparringpartner richtig ran genommen. In der Härte des Kampfes werden schon die ersten feinen Risse in der Familien-Normalität sichtbar. Wenig später gerät der jugendliche Draufgänger vollkommen ins Schleudern, als er auf einer Internet-Seite für vermisste Kinder sein eigenes Foto entdeckt und erfährt, dass der Mann und die Frau, die ihn aufgezogen haben, gar nicht seine leiblichen Eltern sind.

Viel Zeit zur Aufklärung der Familienverhältnisse bleibt nicht. Denn schon dringt ein Bösewichtkommando ins Haus, erschießt Vater (Jason Isaacs) und Mutter (Maria Bello) und sprengt das Haus in die Luft.

Nur knapp kann Nathan mit seiner Noch-nicht-Freundin Karen (Lily Collins) entkommen, bei ihrer halsbrecherischen Flucht profilieren sich die Herren der CIA genauso als kompetente Verfolger wie die Söldnertruppe eines serbischen Spionage-Freelancers.

Dabei geht es um brisante Namenslisten von amerikanischen Doppelagenten, die Nathans leiblicher Vater angelegt hat, und natürlich um traumatische Kindheitserinnerungen, die langsam an die Oberfläche drängen.

Auch wenn Singleton („2 Fast 2 Furious“) mit seinem jugendlichen Posterboy in der Hauptrolle das junge Publikum direkt vor der Haustür abholt, beweist er sich in seinem Inszenierungsstil als altmodischer Actionhandwerker. Hier wird auf digitalen Schnickschnack verzichtet und in den zahlreichen Stunt-Sequenzen noch ehrlich gearbeitet.

Der dynamische Erzählfluss und das klassische Fluchtmotiv halten das Publikum bei der Stange. Die Story, die zwei Teenager allein gegen die Erwachsenenwelt antreten lässt, bietet genug Identifikationspotenzial, um über manche Löcher in der Logik hinwegzuhelfen.

Dass von Taylor Lautner, der sich erneut als surreal anmutende Mischung zwischen Milchgesicht und Muskelmann präsentiert, keine große Schauspielkunst zu erwarten ist, wird niemanden wirklich verwundern. Als Actionfigur in einem soliden Genrefilm erfüllt er seine Vertragsbedingungen. Dafür verleiht die stilvoll alternde Sigourney Weaver als unorthodoxe Psychotherapeutin dem Film für einige Momente unverhofften Glanz.