Audrey Tautou und ein heilloses Durcheinander
Hamburg (dpa) - Die meisten Menschen kennen die französische Schauspielerin Audrey Tautou aus „Die fabelhafte Welt der Amelie“, dem Film, der ihr 2001 den Durchbruch verschaffte. Diese riesigen braunen Kulleraugen, die kecke Naivität und ihre liebevollen und zugleich immer ein wenig verrückten Ideen.
Ähnlich feengleich, dabei nicht ganz so verträumt, gibt sie sich auch als junge Friseurin Émilie in „Bezaubernde Lügen“. Tautou verzaubert die Zuschauer - auch wenn die Verwechselungskomödie von Pierre Salvadori mit der Zeit doch ein wenig länglich und albern gerät.
Émilie betreibt einen hippen Friseursalon in einer Küstenstadt im Süden Frankreichs. Dort liegt ihr nicht nur die Schönheit ihrer Kundinnen und Angestellten am Herzen, sondern auch deren Glück. Sie glaubt zu wissen, was für die Menschen um sie herum das Beste ist - egal ob sich das als ungewollte Ponyfrisur entpuppt oder als hanebüchener Stimmungsaufheller. In letzterem versucht sie sich bei ihrer depressiven Mutter.
Die Mutter Maddy (gespielt von der großartigen Nathalie Baye) hat jegliche Lebensfreude verloren, seit ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat. Äußerlich lässt sie sich gehen und gibt sich lieber ihrem Selbstmitleid hin. Ein harter Brocken für ihre quirlige Tochter Émilie. Die erhält eines Tages einen anonymen, hoch poetischen Liebesbrief, den sie zunächst achtlos zerknüllt und Jean, ihrem „Mädchen für alles im Salon“, vor die Füße wirft. Dass gerade Jean der Verfasser ist, ahnt sie nicht.
Nach einem Streit mit ihrer Mutter kommt Émilie die Idee, den Liebesbrief neu an ihre Mutter zu adressieren. Und tatsächlich, Maddy blüht auf, Émilie ist mit sich und der Welt zufrieden. Schnell kommen die Probleme, denn der liebeshungrigen Maddy reicht ein einzelner Brief nicht, und so muss Émilie ihr wenig ausgeprägtes Talent für mehr Liebesschwüre bemühen. Doch Maddy ist enttäuscht von den „frigiden Worten“ und droht gleich wieder mit der Depression. Gleichzeitig aber meint sie, in Jean (Sami Bouajila) den Verfasser zu erkennen - und ihre Liebeslust ist geweckt. Dabei hatte der doch ursprünglich ihre Tochter gemeint. Und als noch herauskommt, dass Jean mehrere Sprachen spricht, wichtige Jobs gemacht hat und als Hausmeister im Salon im Prinzip völlig überqualifiziert ist, ist das Chaos erstmal komplett.
„Bezaubernde Lügen“ ist eine charmante Komödie, vor pittoresker Kulisse an der südfranzösischen Küste mit fabelhaften Schauspielern. Und doch will der Funke nicht so recht überspringen. Die Geschichte ist nur allzu absehbar, die durchweg skurrilen Figuren irgendwann doch allzu überdreht und der Reiz von Tautous Kulleraugen irgendwann überstrapaziert. Trotz einiger witziger und auch herzzerreißender Regieeinfälle, dem etwas altbacken Flair des Friseursalons und den boulevardesken Tändeleien läuft der Spaß irgendwann ins Leere.